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Invasive Pflanzen: Detailhandel untergräbt teure Bekämpfung
Aus Kassensturz vom 09.10.2018.
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Verkauf von Neophyten Detailhandel untergräbt teure Bekämpfung von invasiven Pflanzen

Das Wichtigste in Kürze

  • Eingeschleppte Pflanzen verdrängen die einheimische Flora.
  • Bund, Kantone und Gemeinden versuchen mit grossem Aufwand und viel Steuergeldern diese invasiven Neophyten zu eliminieren.
  • Detailhandel und Schweizer Gärtnereien sorgen jedoch munter für deren Verbreitung.

«Kassensturz» erreicht ein empörtes Schreiben von Frau K. aus Thalwil: «Das kann doch wohl nicht wahr sein», heisst es darin, «Aldi macht gross Werbung zum Kauf von Riesenmengen Kirschlorbeer.» Und dies, während landauf und landab solche invasiven Pflanzen bekämpft würden.

Tatsächlich warb Aldi im September mit einer 12er-Spezialaktion für Kirschlorbeer. Doch ist Aldi damit nicht allein: Auch Jumbo wirbt für seinen Kirschlorbeer «Novita», bei OBI heisst er «Etna», und auch Coop und Migros verkaufen Kirschlorbeer zu Tiefstpreisen.

Die Wut auf den Grosshandel

«Ich bin konsterniert», sagt der Thalwiler Gemeindepräsident Märk Fankhauser im «Kassensturz»: Seit mehr als zehn Jahren versuche die Gemeinde mit grossem Aufwand, invasive Neophyten aus dem Siedlungsgebiet zu verbannen. «Durch die Verkaufsaktionen des Grosshandels werden unsere Bemühungen untergraben!»

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Der Thalwiler Gemeindepräsident Märk Fankhauser ist frustriert.
Aus Kassensturz vom 09.10.2018.
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Die Wut des Gemeindepräsidenten ist umso grösser, als Thalwil gerade diesen Sommer in einer gross angelegten Kampagne seine Bewohner aufgerufen hat, alle Neophyten aus Privatgärten auszureissen. Ein Foto der ausgerupften invasiven Pflanze als Beweis genügte, und die Gemeinde schenkte ihnen dafür ein einheimisches Gewächs. «Da verstehen Sie wohl meinen Frust, wenn gleichzeitig der Grosshandel diese Pflanzen in den Verkauf bringt, und sie der Nachbar wieder einsetzt», enerviert sich Gemeindepräsident Fankhauser.

Schwarze Liste des Bundes

Kirschlorbeeren sind in der Schweiz sehr beliebt: Sie bilden eine schöne Hecke, sind immergrün und brauchen kaum Pflege. Kirschlorbeeren schmücken aber auch die schwarze Neophyten-Liste des Bundes: Neben 50 anderen eingeschleppten Pflanzenarten, deren weitere Ausbreitung die Schweiz verhindern will.

Doch nicht nur Grossverteiler, auch Schweizer Gärtnereien bieten Kirschlorbeer feil. «Kirschlorbeer ist in der Schweiz nicht verboten», erklärt Othmar Ziswiler vom Gärtner-Unternehmerverband Jardin Suisse den Widerspruch.

Detailhandel reagiert

Der Bund schreibt den Gärtnereien aber vor, die Kunden über die Gefahren zu informieren. «Wir bringen an der Pflanze eine Etikette an, die darauf hinweist, dass es sich dabei um einen Neophyten handelt, und wie man ihn pflegen muss», erläutert der Fachmann und betont: «Man muss Kirschlorbeeren immer gut zurückschneiden, damit er keine Beeren macht.» Denn diese Beeren würden von Vögeln gefressen und dann auf Wäldern und Anlagen verteilt. Dort verdrängt der Kirschlorbeer das einheimische Gewächs.

Pikant: Jardin Suisse rät seinen Mitgliedern, nicht mehr aktiv für Kirschlorbeer und andere invasive Neophyten zu werben. Ganz anders viele Grossverteiler: Auch sie bringen das Warnschild zwar an der Pflanze an, in der Werbung verzichteten sie bisher aber auf den Hinweis. Bisher – denn Migros will aufgrund dieses «Kassensturz»-Berichts in Zukunft nicht mehr für Kirschlorbeer werben. Obi, Jumbo und Aldi schreiben «Kassensturz», ab sofort auch in der Werbung auf die Gefahr von Neophyten hinzuweisen. Einzig Coop will weiterhin nur direkt an der Pflanze informieren – in der Werbung nicht.

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Daniel Fischer, Leiter Sekt. Biosicherheit (Kt.ZH), zur Situation
Aus Kassensturz vom 09.10.2018.
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Kirschlorbeer bald verboten?

Elf Pflanzen sind gemäss Freisetzungsverordnung bereits verboten, allerdings gehört der Kirschlorbeer noch nicht dazu. Derzeit ist der Bund daran, das Umweltschutzgesetz anzupassen, um besser auf die Gefährdung der invasiven Arten reagieren zu können: Möglich ist eine Meldepflicht, vielleicht sogar eine Bekämpfungspflicht und ein Umgangsverbot.

Gut möglich also, dass auch Kirschlorbeer bald zu den verbotenen Pflanzen gehört. Der Gärtnerverband empfiehlt daher, auf Alternativen zu setzen: «Eine gute Alternative ist der portugiesische Lorbeer. Er ist immergrün, macht schön dichte Hecken, und er ist kein invasiver Neophyt», so Othmar Ziswiler von Jardin Suisse. Man könne aber auch eine Eibe pflanzen: «Sie ist schön schlank, wächst regelmässig, und ist einfach zu schneiden.»

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