Tempo 30 soll in den Städten zur Norm werden. Mehr Strecken mit Langsamverkehr bedeutet aber auch, dass nicht nur der Autoverkehr davon betroffen ist, sondern auch Trams und Busse – also der öffentliche Verkehr. Das passt nicht allen. Verkehrsbetriebe und Städte befürchten, dass der ÖV so unattraktiver und teurer wird.
15 Sekunden Unterschied pro Kilometer
Doch die Befürchtung ist unbegründet, wie eine Studie im Auftrag des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) nun aufzeigt. Auch wenn künftig innerorts generell Tempo 30 gilt, sind Busse und Trams demnach nicht viel langsamer unterwegs als bei Tempo 50. Der Unterschied beträgt gerade einmal 1.5 Sekunden für eine Strecke von 100 Metern oder 15 Sekunden auf einen Kilometer.
Der Verkehr kann nur selten die signalisierte Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern erreichen.
Michael Rytz, Tempo-30-Experte beim linksgrünen Verkehrsverband, überrascht dieses Resultat nur auf den ersten Blick: «Das hängt damit zusammen, dass der Verkehr nur selten die signalisierte Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern erreichen kann.» Ein dichtes Haltestellennetz und viele Lichtsignalanlagen verlangsamen den Verkehr auch dann, wenn Tempo 50 gilt. Besonders in dicht besiedeltem Gebiet und zu Hauptverkehrszeiten gelte dies, hält die Studie fest.
Grössere Unterschiede während Randzeiten
In Randzeiten sind die Unterschiede grösser, weil dann bei weniger Verkehr schneller gefahren werden kann. Ein reduziertes Tempo kann dann den Fahrplan beeinflussen. So braucht es gemäss der Studie mehr Fahrzeuge und mehr Personal. Das kostet zusätzlich, ohne dass das ÖV-Angebot verbessert wird.
Und dennoch fällt die Gesamtbilanz bei Tempo 30 für den ÖV positiv aus. VCS-Präsident Ruedi Blumer nennt es gar eine Win-Win-Win-Situation. «Der Lärm geht zurück, es führt zu weniger Schadstoffbelastung, zu weniger und weniger schlimmen Unfällen. Die wirtschaftliche Gesamtbilanz zeigt ganz eindeutig: Es lohnt sich, Tempo 30 einzuführen, auch dort, wo der ÖV zirkuliert.»
Der Lärm geht zurück, es führt zu weniger Schadstoffbelastung, zu weniger und weniger schlimmen Unfällen.
Denn dieser bleibe attraktiv, ein Umsteigen aufs Auto könne man ausschliessen. Deshalb fordert der VCS, dass nun Städte und Dörfer vorwärtsmachen und generell Tempo 30 einführen. Was die Studie allerdings auch aufzeigt: Das Velo könnte bei Tempo 30 innerorts profitieren, weil Velofahren bei einem tieferen Tempolimit attraktiver und sicherer wird. Das wäre wohl auch ganz im Sinne des VCS.