- Der Bund hat das Konsumieren im Sitzen auf der Restaurantterrasse verboten. Verschiedene Kantone sind aber renitent: Sie haben die Terrassen in den Skigebieten weiterhin geöffnet.
- Gastronomen argumentieren, geordnetes Sitzen sei immer noch besser als chaotische Szenen rund um den Takeaway, in denen die Corona-Schutzmassnahmen nicht eingehalten werden.
- Die SRF-Wissenschaftsredaktorin sagt: Die Menge an Leuten ist vor allem entscheidend. Gedränge vor dem Kiosk sieht sie als problematisch an.
Die Pizza auf dem umgedrehten Snowboard, ein Glühwein in einer losen Gruppe vor dem Takeaway oder gedrängtes Anstehen für die Bratwurst: Das sind momentan gängige Notlösungen für die Verpflegung in Schweizer Skigebieten. Denn gemäss BAG ist das Sitzen auf der Restaurant-Terrasse nicht erlaubt. Dieses Verbot führt dazu, dass zum Teil Schutzmassnahmen nicht mehr eingehalten werden.
«Niemand hält sich mehr an den Abstand»
In den Bergkantonen wie auch im Unterland sieht man die strenge BAG-Regel kritisch. Der Zürcher Gastronom Michel Péclard zum Beispiel sagt: «Ich habe das Gefühl, wenn man bedient, hat man das Coronavirus mehr im Griff, als wenn 50 Leute in einer Schlange auf die Bratwurst warten. Niemand hält sich mehr an den Abstand», sagt er.
Ist geordnetes Sitzen aus epidemiologischer Sicht tatsächlich besser als das chaotische Anstehen beim Takeaway? Wir fragen bei SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel nach.
Epidemiologisch gesehen sei der Wissenschaftsredaktorin zufolge vor allem die Menge der Menschen wichtig, die aufeinander treffen. Und: wie nahe sie sich kommen. Anders ausgedrückt: «Ein Takeaway, der zulässt, dass Menschen eng um den Kiosk herumstehen, ist ungünstig, genauso wie eine Terrasse, die zwar coronakonform mit Abstand bestuhlt ist, auf der sich die Menschen aber zum Beispiel im Eingangsbereich oder auf dem Weg zur Toilette zu nahe kommen.» Es komme immer darauf an, ob man es «gut macht» und die Sache richtig durchdenkt.
Kantönligeist in den Skigebieten
Trotz Forderungen der Gastro-Betreiber nach einer bedienten Lösung bleibt das BAG standhaft und betont: Sitzplätze auf Restaurantterrassen sind nicht erlaubt. Doch die Skigebiete kümmert das wenig – dort herrscht Kantönligeist. Im Kanton Wallis beispielsweise sind Sitzgelegenheiten verboten, im Kanton Obwalden erlaubt der Kanton geordnetes Sitzen mit Takeaway-Essen.
Daniel Dommann, Geschäftsführer der Sportbahnen im Skigebiet Melchsee-Frutt ist froh über diese Lösung: «Als wir nur ein Takeaway ohne Sitzplätze hatten, hielten sich die Leute einfach wild durchmischt auf und wir hatten keine Kontrolle über Abstände und Gruppengrössen.»
Die Regeln in Melchsee-Frutt sind streng: Maximal vier Personen pro Tisch sind erlaubt, alle müssen sich per Handy registrieren, die Maske darf man nur am Tisch abnehmen – und es gibt nur Fingerfood. Die Gäste dürfen maximal 45 Minuten sitzen bleiben.
Geordnetes Sitzen mit Regeln: Ja, aber
Die Sitzlösung mit klaren Regeln reduziere – verglichen mit vollen Terrassen – das Risiko einer Ansteckung, so Katrin Zöfel. Aber es sinke natürlich nicht auf null: Das Konsumieren von Essen und Trinken geschehe ohne Maske, damit bleibe ein Restrisiko.
Was die Wissenschaft relativ sicher sagen kann: Der Betrieb auf Terrassen ist wegen des natürlichen Luftaustauschs deutlich sicherer als jener in Innenräumen. Das scheint auch der Bundesrat so zu sehen: Er kündigte am Mittwoch die mögliche Öffnung der Restaurantterrassen ab 1. April an.