Die neuen Massnahmen gegen das Corona-Virus seien einschneidend, sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga heute. Das stimmt – für alle, die ihren Betrieb nun für einen Monat schliessen müssen.
Aber die Frage ist: Sind sie einschneidend genug, um das Virus einzudämmen? Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einige Gründe, die dagegen sprechen. Im Kanton Basel-Stadt zum Beispiel gelten seit vier Wochen ähnliche Massnahmen, wie sie der Bund jetzt verfügt hat, aber die Fallzahlen sinken nur sehr zögerlich.
Taskforce befürwortete Genfer Massnahmen
Der Kanton Genf aber konnte vor einigen Wochen mit strengeren Massnahmen seine Fallzahlen deutlich senken. In Genf mussten neben Restaurants alle nicht-lebensnotwendigen Läden schliessen, Coiffeure auch und Kosmetiksalons. Die wissenschaftliche Taskforce hat vorgeschlagen, der Bund solle die Genfer Massnahmen kopieren.
Neben den seit Wochen hohen Fallzahlen bereitet den Wissenschaftlern auch Sorge, dass sich an Weihnachten die Menschen vermehrt treffen werden. Dies könnte die Verbreitung des Virus weiter anheizen.
Balanceakt des Bundesrats
Der Bundesrat sucht seit Monaten die Balance zwischen möglichst wenigen Einschränkungen und der Eindämmung des Virus. Davon profitiert das Virus seit Wochen, sterben täglich 80-100 Menschen. Ein hoher Preis.
Viele Wissenschaftler – auch Ökonomen sind darunter – betonen: dieser Balanceakt sei der falsche Weg. Unter hohen Fallzahlen, vielen Corona-Toten und der Verunsicherung der Menschen leide auch die Wirtschaft. Länder aber, die das Virus so klein wie möglich hielten, seien auch wirtschaftlich besser dran.
Vorderhand setzt der Bundesrat weiter auf seine Gratwanderung. Ende Dezember will er die Lage neu beurteilen. Angesichts der hohen Fallzahlen könnte sich die Situation jedoch rasch noch mehr zum Negativen wenden – und eine einschneidende Kurskorrektur schneller nötig sein, als erhofft. Es wäre nicht das erste Mal.