10'000 Menschen haben dieses Jahr die Caritas für eine Sozialberatung aufgesucht, wie die Hilfsorganisation vor den Medien mitteilte. Das sind doppelt so viele wie in normalen Jahren. Zudem unterstützte die Caritas 14'000 Menschen mit Direktzahlungen, verteilte Einkaufsgutscheine und Masken.
Die gesamte Hilfsaktion dieses Jahres kostete bisher 12.2 Millionen Franken, davon stammen 9.7 Millionen Franken von der Glückskette. Es ist dies ein Rekord für eine Caritas-Aktion in der Schweiz.
Viele von Armut bedroht
Die Coronakrise treibe Menschen in die Armut, sagt Hugo Fasel, Direktor der Hilfsorganisation. «Wir haben in den letzten neun Monaten über 100'000 Menschen geholfen», sagt er.
Tagtäglich sehe man in den Caritas-Büros, wie schlimm die Folgen der Pandemie viele Menschen getroffen haben. «Die Armut in der Schweiz nimmt massiv zu», stellt Fasel fest.
Aktuelle Zahlen zur Armut in der Schweiz gibt es nicht. Doch schon 2018 zählte das Bundesamt für Statistik 660'000 Menschen, die in Armut lebten. Fasel ist überzeugt, dass diese Zahl wegen Corona gewachsen ist. Doch vieles zeige sich erst in einigen Jahren, wenn die Betroffenen in den Statistiken auftauchen.
Es fehlen schnell ein paar Hundert Franken
Für Fasel ist klar, dass die Coronakrise vor allem die untersten Einkommensschichten trifft. «Die Krise bringt sie in grosse Schwierigkeiten.» Viele geraten in finanzielle Engpässe, weil die Arbeit weniger wird oder ganz fehlt – oder weil die Kurzarbeitsentschädigung nur 80 Prozent des bisherigen Lohnes deckt.
Für Menschen an der Armutsgrenze – sie liegt für Einzelpersonen bei rund 2500 Franken Einkommen pro Monat – gehe es oft nur um einige Hundert Franken.
Caritas fordert Ergänzungsleistungen
Genau hier will die Caritas ansetzen und stellt eine neue politische Forderung: «Wenn man die Einbussen ausgleichen würde, könnte man mit wenig Geld dazu beitragen, dass die Menschen nicht in Armut geraten», sagt der Caritas-Präsident.
Er nennt als Vorbild die Ergänzungsleistungen für Rentenbezüger. Schliesslich gehe es im Einzelfall meist bloss um einige Hundert Franken pro Monat. Die Caritas setzt sich also für unbürokratische Direktzahlungen für Menschen in prekären Situationen ein.
Zudem wiederholt die Hilfsorganisation bekannte Forderungen wie eine hundertprozentige Kurzarbeitsentschädigung für Menschen mit tiefen Löhnen und deutlich höhere Krankenkassenprämien-Verbilligungen.
Das Sozialsystem habe Lücken, sagt Fasel. Deshalb werde Armut in der Schweiz künftig ein immer wichtigeres Thema.