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Kurzarbeit als Armutsfalle Wenn das Geld plötzlich nicht mehr reicht

Bei Hilfswerken wie Caritas oder Winterhilfe melden sich viel mehr Bedürftige. Die meisten sind in finanzieller Not.

Bei der Winterhilfe melden sich derzeit viele Personen, bei denen das Geld plötzlich nicht mehr reicht. Das berichtet Esther Güdel, Mediensprecherin der Winterhilfe. Viele Leute, deren Geld schon vor der Krise knapp gewesen sei, würden nun ins Trudeln geraten. Güdel erzählt von einer Familie aus dem Tessin: «Der Mann ist Hilfsarbeiter, seine Frau putzt in drei verschiedenen Haushalten. Nun wurde er auf Kurzarbeit gesetzt.» Das Einkommen der Familie sei darum von 4500 Franken vor der Krise auf nun 2600 Franken gesunken. «Es reicht hinten und vorne nicht. Darum hat die Winterhilfe der Familie Lebensmittelgutscheine gegeben.»

Auch bei der Caritas häufen sich derzeit die Anfragen, sagt Mediensprecher Stefan Gribi: «Eine alleinerziehende Mutter wusste nicht mehr, wie sie Essen für ihre Kinder kaufen sollte.» Auch in diesem Fall gab die Caritas Überbrückungshilfe in Form von Lebensmittelgutscheinen. Zudem können Bedürftige in den Caritas-Lebensmittel-Läden günstige Lebensmittel einkaufen. Caritas und Winterhilfe konnten für diese Nothilfe auch auf Unterstützung der Glückskette zurückgreifen. Die Glückskette hat bis jetzt 37 Millionen Franken für Corona-Betroffene gesammelt.

Tischlein-deck-dich musste vorübergehend schliessen

Mitten in der Corona-Krise den Laden dicht machen, musste jedoch die Organisation Tischlein-deck-dich. Die Organisation holt bei Grossverteilern Lebensmittel ab, die nicht mehr verkauft werden können, und verteilt diese an über 140 Standorten in der Schweiz. Doch während der Corona-Pandemie fehlten plötzlich die Freiwilligen, um die Lebensmittel zu verteilen, erzählt Geschäftsführer Alex Stähli: «Alle unsere 3000 Freiwilligen gehören als Pensionierte zur Risikogruppe und konnten entsprechend nicht mehr eingesetzt werden.» Schweren Herzens musste Tischlein-deck-dich die Verteilung der Lebensmittel vorübergehend einstellen. Mittlerweile seien aber zusätzliche Freiwillige gefunden worden. Bis Ende Mai sollen wieder an 40 Standorten Lebensmittel verteilt werden können.

Weiterhin «dringender Spendenaufruf»

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Seit dem 23. März ruft die Glückskette zu Spenden für Einzelpersonen und Familien in der Schweiz auf, die unter den gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des der Corona-Krise leiden. Und die Solidarität ist gross: Innert zwei Wochen wurden 15 Millionen Franken gespendet.

Doch ebenso gross ist die Not. Viele Verzweifelte wenden sich mittlerweile direkt an die Glückskette, obwohl diese selbst nicht direkt helfen kann, sondern die Gelder an ihre Partnerorganisationen weitergibt. Spenden seien weiterhin dringend nötig, so die Glückskette.

Welchen Menschen das Geld zugute kommt, sehen Sie in einer ausführlichen Übersicht auf der Website der Glückskette . Dort finden Sie auch das Spendenkonto.

Corona-Krise als mögliche Schuldenfalle

Durch die Corona-Krise könnten auch einige Selbstständige in die Schuldenfalle geraten, befürchtet Sébastien Mercier, Geschäftsleiter von Schulden Schweiz: «Restaurants zum Beispiel haben derzeit nur halb so viele Tische wie normal. Bei so tiefen Einnahmen kann es sehr schwierig werden, einen zusätzlichen Corona-Kredit zurückzuzahlen.» Darum sei es wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu holen: «Die meisten Leute warten viel zu lange, bis sie sich Unterstützung holen», so Mercier. Das verschlimmere die Situation zusätzlich.

Die wichtigsten Informationen zum Coronavirus:

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Espresso, 18.05.2020, 08.13 Uhr

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