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Vier Jahre nach Inbetriebnahme Ceneri: Klagende Tunnelarbeiter erhalten Entschädigung

Die italienischen Subunternehmer werden nicht strafrechtlich belangt – bezahlen zehn Arbeitern aber eine stattliche Summe für nicht entschädigte Überstunden.

Schon seit viereinhalb Jahren fahren die Züge durch den Ceneri-Basistunnel im Tessin. Doch noch bis vor Kurzem beschäftigten angeblich unlautere Arbeitsbedingungen auf der Ceneri-Baustelle die Justiz.

Bauleute hatten schwere Vorwürfe gegen italienische Firmen erhoben und Klage eingereicht. Die klagenden Arbeiter hatten geltend gemacht, ihre Arbeitsschichten beim Innenausbau des Tunnels seien zu lang gewesen.

Sie hätten zuweilen von morgens sieben Uhr bis manchmal abends um 22 Uhr im Tunnel arbeiten müssen, seien aber nur für acht Stunden bezahlt worden. Angestellt waren die Arbeiter bei italienischen Subunternehmern der Schweizer Bauherrin Alptransit AG.

Italienische Firma kommt straflos davon

Doch die Vorwürfe liessen sich nicht erhärten, die Staatsanwaltschaft hat das Strafverfahren jetzt eingestellt. Der ermittelnde Staatsanwalt kam zum Schluss, dass sich die Sachverhalte sehr unterschiedlich präsentierten.

Güterzug fährt in Tunnel.
Legende: Vor viereinhalb Jahren ging der Ceneri-Basistunnel in Betrieb. Damit kann die Nord-Süd-Bahnstrecke effizienter betrieben werden. Reuters/Arnd Wiegmann

Ausserdem fand er keine strafrechtlich verwertbaren Beweise, welche die Aussagen der Kläger gestützt hätten. «Entsprechend zeigen sich die eingeklagten Firmen jetzt erleichtert, dass das Strafverfahren eingestellt worden ist», sagt der im Tessin lebende und arbeitende Journalist Gerhard Lob.

Arbeiter erhalten mehrere zehntausend Franken

Zwischen den Parteien wurde aber eine Entschädigung vereinbart. Und so erhalten jetzt zehn der klagenden Arbeiter insgesamt 390'000 Franken für zuvor nicht entschädigte Überstunden.

Über den genauen Wortlaut der Vereinbarung zwischen Arbeitern und Subunternehmen wurde Stillschweigen vereinbart, Genaueres ist also nicht bekannt. Immerhin: Auch die Gewerkschaft Unia hat der Vereinbarung zugestimmt. «Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack», sagt Journalist Lob. Denn man wisse nun nicht, was im Detail passiert sei.

Allerdings: Gegen die im Ceneri-Fall involvierten italienischen Firmen läuft im italienischen Varese ein Prozess – wegen auffälliger staatlicher Zahlungen an die Firmen und Korruption. «Diese Firmen sind also noch nicht aus dem Schneider», bilanziert Gerhard Lob.

SRF 4 News aktuell, 17.3.2025, 6:50 Uhr ; 

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