Karin Keller-Sutter ist seit gestern die Kronfavoritin bei der FDP, chancenreiche Nachfolgerin von FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Aber auch die CVP steht unter Druck, mindestens eine Frauenkandidatur zu lancieren.
Die 56-jährige Walliser Juristin und Nationalrätin Viola Amherd überlegt sich eine Kandidatur. «Wenn man als fähig angeschaut wird, macht das sicher Freude, das ermuntert auch», sagt sie im «10vor10»-Interview. So tönt keine, die nicht kandidieren will.
Dass wir gesellschaftspolitisch anderer Meinung sind, ist bekannt.
10 Jahre lang war sie Stadtpräsidentin von Brig. In der breiten Öffentlichkeit ist sie bis heute aber kaum bekannt. 2005 wurde sie in den Nationalrat gewählt. Sie zählte bald zu den einflussreichsten Parlamentarierinnen. Sie war nie die Wortführerin bei den grossen Themen. Eher die stille Schafferin im Hintergrund. Einzig beim Kinder- und Jugendschutz ist sie sehr aktiv. Amherd hat es zur Vizechefin der CVP-Fraktion gebracht.
Der Walliser Ständerat Beat Rieder soll ihr den Weg in den Bundesrat ebnen: Der konservative CVP-Mann gilt als ihr bester Fürsprecher, trotz unterschiedlicher Positionen. «Dass wir gesellschaftspolitisch anderer Meinung sind, ist bekannt. Ich habe nicht die gleichen Überzeugungen wie sie», sagt Rieder. Aber das mache die CVP eben aus.
Amherd politisiert damit etwas linker als der Kern der CVP-Fraktion.
An der CVP-Basis gilt die ledige Amherd bei vielen aber als zu links, vor allem in Gesellschaftsfragen. «Wenn man genauer schaut, ist sie genau auf der Linie der BDP-Fraktion», so die Analyse von Politologe Lukas Golder. «Amherd politisiert damit etwas linker als der Kern der CVP-Fraktion.»
Diskutiert wird nicht nur Amherds politische Ausrichtung, so titelt der Walliser Bote: «Amherd soll Alpiq eine Viertelmillion zurückzahlen». Die Nationalrätin habe von einer Alpiq-Tochtergesellschaft über Jahre zu viel Miete einkassiert, der Fall ist beim Kantonsgericht hängig.
Wenn man so lange in der Politik war, dann hat man sicher nicht nur Freunde.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Walliser Bote kritisch über Amherd schreibt. «Man muss daran erinnern, dass weder die CVP Oberwallis noch der Walliser Bote Viola Amherd in den Bundesrat wählen werden», sagt der stellvertretende Chefredaktor David Biner auf die Frage, wieso die Zeitung immer wieder kritisch über Amherd berichtet.
Für Amherd selber ist die Geschichte um angeblich zu hohe Mieterträge «nicht entscheidend» bei der Frage, ob sie sich auf die Kandidatenlisten setzen lassen wird oder nicht. Es gehe um eine zivile Streitigkeit. «Wenn man so lange in der Politik war, dann hat man sicher nicht nur Freunde». Amherd will in den nächsten Tagen über eine Kandidatur befinden.