Metaverse – die virtuelle Welt, begehbar, erlebbar und neu. Derzeit interessieren sich vor allem junge Menschen dafür. Sie setzen sich Virtual-Reality-Brillen auf und experimentieren im Metaverse; sie spielen, treffen andere Menschen oder kundschaften Orte aus, die virtuell aufbereitet wurden.
Seit Neuestem mischt in dieser virtuellen Welt auch die Pro Senectute beider Basel mit. Die Seniorinnen- und Seniorenorganisation hat sich im Metaverse für 15'000 Franken drei Parzellen gekauft – eine auf «Sandbox» und zwei auf «Decentraland». Es seien zentrale Orte im Metaverse, vergleichbar mit Innenstadt-Standorten in der realen Welt, sagt Michael Harr, Geschäftsleiter von Pro Senectute beider Basel.
«Analog zur realen Welt kann man dort Land kaufen und damit etwas machen», sagt Harr. Beispielsweise könne man Häuser bauen – und darauf hat es Pro Senectute abgesehen. Derzeit sucht die Organisation nach Architektinnen oder Architekten, die auf «Sandbox» und «Decentraland» bauen.
Unsere Vision ist es, ein digitales Kurszentrum oder eine Beratungsstelle im Metaverse anzubieten.
«Unsere Vision ist es, ein digitales Kurszentrum oder eine Beratungsstelle im Metaverse anzubieten», erzählt Michael Harr. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuss sind, sei es sinnvoll, Treffen in der virtuellen Welt anzubieten.
Kaum Non-Profit-Organisationen im Metaverse
Bisher sind Non-Profit-Organisationen wie Pro Senectute noch kaum im Metaverse vertreten. «Basel ist progressiv», sagt deshalb Pro Senectute Schweiz-Kommunikationsleiter Peter Burri. In der Zentrale beobachte man den Basler Versuch mit grossem Interesse. Unter anderem möchte man erfahren, wie aufgeschlossen ältere Menschen dem Metaverse gegenüber sind.
Burri selbst zeigt sich skeptisch. «Wir haben wegen Corona einige Kurse online angeboten.» Die seien zwar gut «besucht» gewesen, sogar einen Tanzkurs habe es via Computer gegeben. «Jetzt sind aber viele ältere Menschen froh, dass sie sich wieder so wie vor der Pandemie treffen können», erzählt Burri. Also: in der realen Welt.
Dennoch betont er, dass es durchaus Potenzial gebe: «Von den etwa 1,8 Millionen Menschen im Pensionsalter in der Schweiz sind nur etwa 200'000 nicht online.» Viele tauchen also bereits jetzt in virtuelle Welten ein, wenn auch nicht ins Metaverse.
«In ferner Zukunft»
Harr rechnet trotzdem nicht damit, dass er schon bald Kurse im Metaverse anbieten kann, die dann auch gut besucht sind. Das merkt man, wenn man ihm genau zuhört. Er hoffe, dass die Menschen, die «in ferner Zukunft im Metaverse allenfalls ihre Zeit verbringen», dann ins virtuelle Beratungszimmer oder den digitalen Kursraum kommen, sagt er.
Ich denke, es ist noch viel zu früh.
Mit schnellem Erfolg rechnet auch SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren nicht. «Ich finde es mutig, dass sie das machen. Aber ich denke, dass es noch viel zu früh ist.» Tschirren selbst bewegt sich im Metavers und sagt, man finde dort bis anhin kaum Sachen, die Seniorinnen und Senioren interessieren dürften. «Ich glaube, das wird auch noch einige Jahre so bleiben.» Bisher sei Metaverse vor allem ein «Marketing-Versprechen».
Michael Harr will dennoch weitermachen. Schliesslich handle es sich um ein Angebot, das Menschen, die heute 30 oder 40 Jahre als sind, benützen, wenn sie selbst im Pensionsalter seien.
Spendengelder werden nicht verwendet für das ungewöhnliche Projekt in der digitalen Welt. Die Altersorganisation geht auch dafür moderne Wege und will NFT verkaufen – also digitale Kunstwerke.