Ein Rekord nach dem anderen in der Schweiz: Am Donnerstag meldete das BAG über 32'000 Neuansteckungen an einem Tag – am Mittwoch über 31'000 neue Fälle. Damit droht wegen der ansteckenderen Omikron-Variante nicht nur eine Überlastung des Gesundheitswesens, auch andere Teile der Wirtschaft und Gesellschaft kommen in Bedrängnis. Was heisst das für die kommenden Wochen? SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis beantwortet die drängendsten Fragen.
SRF News: Geht das jetzt täglich so weiter mit den Fallzahlen?
Daniel Theis: Wenn wir etwas gelernt haben in der Pandemie, dann, dass Prognosen extrem schwierig sind. Trotzdem versuche ich vorwärts zu schauen: Wenn es so weiter geht, wie es jetzt läuft, wird das Virus irgendwann selber zum Stillstand kommen.
Irgendwann findet das Virus keine Menschen mehr, die infiziert werden können.
Irgendwann findet es keine Menschen mehr, die infiziert werden können. Wenn die Infektionen in diesem Tempo weiterlaufen, dann ist es eher eine Frage von Wochen als Monaten, bis dieser Punkt kommt. Aber natürlich haben wir es sehr stark in der Hand, wie wir das beeinflussen können.
Die Booster-Impfung galt bisher als sicherstes Rezept gegen Omikron. Das scheint auch nicht mehr überall zu funktionieren. Was kann man denn jetzt noch machen?
Der Booster ist tatsächlich wirksam. Das zeigen Daten. Der Booster wirkt aber nicht hundertprozentig, der Impfschutz vor Infektionen ist aber besser als nach der zweiten Dosis.
Der Booster schützt bei Omikron zwischen 60 und 80 Prozent vor einer Infektion.
Mit dem Booster geht der Schutz wieder deutlich hoch. Er schützt bei Omikron zwischen 60 und 80 Prozent vor einer Infektion. Aber es sind nicht 100 Prozent – das heisst, es werden auch Leute mit Booster krank.
Wie kann man sich sonst noch vor Omikron schützen?
Kontakte reduzieren, so weit das möglich ist – ohne dass man allzu fest in soziale Isolation gerät. Man kann Schutzmassnahmen befolgen. Wichtig in Familien ist es, dass sich alle an die Massnahmen halten. Denn es reicht, wenn eine Person das Virus nach Hause trägt und die anderen ansteckt.
Economiesuisse fordert eine Verkürzung der Quarantäne von 7 auf 5 Tage. Wie beurteilen Sie das aus wissenschaftlicher Sicht?
Man versucht natürlich den Spielraum auszureizen, den man hat. Das ist pragmatisch. Man weiss, dass bei Omikron die Inkubationszeit rund drei Tage beträgt. Das sind eineinhalb Tage weniger als bei der Delta-Variante.
Je länger eine Quarantäne dauert, desto besser ist es aus wissenschaftlicher Sicht.
Das heisst, es ist vertretbar, die Quarantäne zu verkürzen. Dies ist bereits geschehen – von 10 auf 7 Tage. Man kann jetzt nochmals verkürzen. Man wird es wahrscheinlich machen müssen. Vertretbar ist es, aber je länger eine Quarantäne dauert, desto besser ist es aus wissenschaftlicher Sicht.
Das Gespräch führte Bigna Silberschmidt.