Sie hat ein azurblaues Gefieder, ist fast so gross wie eine Krähe und sorgt im Bernbiet gerade für Staunen: die Blauracke.
Wer sie beobachten will, braucht etwas Glück. Denn in der Schweiz ist die Blauracke kein Brutvogel, sondern bloss eine Durchreisende. Darum taucht sie höchstens ein-, zweimal pro Jahr auf, etwa im Frühling, wenn sie aus dem Süden zurückkehrt. «Dann ist es möglich, dass sie übers Ziel hinausschiesst und in die Schweiz fliegt, statt in Spanien zu landen», erklärt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach.
Aber auch im Spätsommer bestehe die Möglichkeit: Wenn die Jungvögel das Nest verlassen haben, streifen sie oft noch in Europa herum, bevor sie dann für den Winter nach Afrika ziehen.
Blauracken sind Höhlenbrüter und nutzen neben ehemaligen Spechthöhlen auch Höhlungen in altem Gemäuer, Nistkästen sowie teilweise selbst gegrabene Höhlen in Lehmwänden an steilen Flussufern.
Immer weniger Nahrung
Wer sie beobachten möchte, hält am besten nach Pfosten, Leitungsdrähten oder frei stehenden Bäumen Ausschau, wo sie auf ihre Beute wartet. Am frühen Morgen und am späten Nachmittag sind Blauracken etwas aktiver, und man erkennt sie leicht an ihrem unverwechselbaren, kräftigen Ruderflug.
Die Vogelbeobachtung ist eine Lotterie.
Wie lange es noch möglich ist, eine Blauracke zu beobachten, ist schwierig zu sagen. Oder wie Livio Rey von der Vogelwarte Sempach sagt: «Die Vogelbeobachtung ist eine Lotterie.» Er geht jedoch davon aus, dass die blaue Schönheit bald verreist. «Weil es immer kälter wird, hat es weniger Insekten zum Fressen.»
Obschon in Mitteleuropa fast ausgestorben, gehört die Blauracke nicht zu den gefährdeten Vogelarten. In Südeuropa gibt es noch grössere Bestände.