Das lässt die Herzen von Wanderinnen und Naturschützern höherschlagen: Die Strommasten, die heute zwischen Airolo und Göschenen in die Höhe ragen, sind bald schon Geschichte.
Die nationale Netzgesellschaft Swissgrid wird die Stromleitung nämlich in die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels verlegen, die derzeit gebaut wird. Die Arbeiten starten voraussichtlich 2028.
Damit entsteht die längste unterirdische Höchstspannungsleitung der Schweiz: Die 220-Kilovolt-Leitung wird ganze 18 Kilometer lang sein. Kostenpunkt: Mehr als 100 Millionen Franken.
Darin steckt auch Schweizer Pionierarbeit: «In ganz Europa gibt es nichts Vergleichbares», sagte Robert Widmer, Projektleiter von Swissgrid bei der Eingabe des Baugesuchs im Herbst 2022. So werden Autobahn und Stromnetz künftig gemeinsam genutzt – ein Novum in Europa.
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Bild 1 von 4. Heute versperrt ein Strommast die freie Sicht auf Andermatt und das Urserntal ... Bildquelle: ZVG/Swissgrid.
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Bild 2 von 4. ... ab 2029 soll die Leitung komplett aus dem Landschaftsbild verschwinden. Bildquelle: zvg/Swissgrid.
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Bild 3 von 4. Insgesamt 70 Strommasten stehen heute zwischen Göschenen und Airolo. Bildquelle: zvg/Swissgrid.
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Bild 4 von 4. Für die Verlegung der Leitung in den Boden investiert Swissgrid rund 107 Millionen Franken. Bildquelle: zvg/Swissgrid.
Pionierprojekte sind allerdings auch dafür bekannt, dass sie scheitern können. Gabriele Crivelli, Mediensprecher von Swissgrid, hat diesbezüglich aber keine Befürchtungen. «Nach entsprechenden Untersuchungen kamen wir zum Schluss, dass es machbar ist.»
Der gleichzeitige Bau des Strassentunnels und die Verlegung der Stromkabel bringe zwar technische Herausforderungen mit sich. Man verfüge aber über Erfahrung mit der Kabeltechnik und ähnliche Leitungen seien bereits in Betrieb.
Und: «Mit der Bündelung der Infrastrukturen können wir viele Erkenntnisse gewinnen, die wir in andere Projekte übertragen können», sagt Crivelli. Weil der Autobahntunnel- und der Leitungsbau gleichzeitig stattfinden, könnten Kosten auch gespart werden.
Gute Nachricht für den Umweltschutz
Die Stromleitung über den Gotthardpass besteht seit den 1950er-Jahren. Nun erreiche sie langsam das Ende ihres Lebenszyklus, erklärt der Swissgrid-Sprecher. Deswegen habe man sich statt einer Totalsanierung für die Verlegung der Kabel durch den Berg entschieden.
«Nun können wir etwa 70 Strommasten auf dem Gotthardpass entfernen», sagt Crivelli. «Davon profitieren Gebiete, die eine grosse historische Bedeutung haben.» Zudem werde auch die Natur entlastet – so etwa in der Schöllenenschlucht und der Tremola.
Leitung soll bis 2030 in Betrieb gehen
Übrigens: Wer fürchtet, dass die Höchstspannungsleitung unter dem Pannenstreifen zum Sicherheitsproblem werden könnte, kann beruhigt sein. Die Sicherheit der Automobilisten ist jederzeit gewährleistet. Unfälle im Strassentunnel haben keinen Einfluss auf die Kabelleitung – und sie kann notfalls auch vom Netz genommen werden.
In Betrieb gehen soll die längste unterirdische Höchstspannungsleitung der Schweiz bis 2030. Nach der Inbetriebnahme wird die alte, 23 Kilometer lange Leitung über den Gotthardpass abgebaut.