Der bürgerlichen Allianz ist es gelungen, die zehn Jahre dauernde linke Mehrheit in der Waadtländer Regierung zu stürzen.
Die beiden bisherigen SP-Staatsrätinnen Nuria Gorrite und Rebecca Ruiz wurden im zweiten Wahlgang mit den besten Resultaten wiedergewählt. Die beiden FDP-Nationalräte, Frédéric Borloz und Isabelle Moret erreichten die Rangplätze drei und vier. Vassilis Venizelos (Grüne) konnte den Sitz der Grünen verteidigen und erzielte 1078 Stimmen mehr als die neugewählte Valérie Dittli (Mitte).
Die bisherige Erziehungsdirektorin Cesla Amarelle (SP) wurde nicht wiedergewählt. Und Michaël Buffat (SVP) von der bürgerlichen Allianz erreichte beim zweiten Wahlgang den letzten Platz.
SRF-Korrespondent Rolf Dietrich hat denn auch mit einer bürgerlichen Mehrheit in einem Verhältnis von 4:3 und kaum 5:2 wie nach dem ersten Wahlgang erwartet. «Die Mitte-Kandidatin Valérie Dittli von der bürgerlichen Allianz hatte bisher noch kein politisches Amt inne und im Falle ihrer Wahl hätte sie auch keine eigene Fraktion im Grossen Rat, weil die Mitte im Waadtländer Kantonsparlament nicht vertreten ist.»
Valérie Dittli schafft den Einzug in die Regierung
Die Wahl der 29-jährigen Zugerin Valérie Dittli ist eine mittlere Sensation. Sie sagte, sie sei «gerührt», dass sie Staatsrätin geworden sei. «Es ist auch für mich eine grosse Überraschung. Ich kann kaum begreifen, was mit mir geschieht», sagte die Mitte-Politikerin, die bis vor Kurzem noch eine Unbekannte war. «Ich bin sehr glücklich, auch wenn ich bedaure, dass die gesamte Rechts-Allianz nicht weitergekommen ist», fügte sie hinsichtlich der Nichtwahl von Michaël Buffat (SVP) an.
Als Präsidentin des Centre Vaud (Mitte Waadt), einer Kleinstpartei im Kanton, zeigte sich die gebürtige Zugerin «stolz» darauf, dass ihre Partei zum ersten Mal im Waadtländer Staatsrat vertreten ist. «Es ist eine neue Ära für uns.» Dittli hatte politisch bislang nur einmal versucht, in den Gemeinderat der Stadt Lausanne zu kommen, erhielt aber damals lediglich 1857 Stimmen.
FDP sieht ihr Ziel erreicht
Auch die FDP ist zufrieden, nachdem Christelle Luisier im ersten Wahlgang und im zweiten Isabelle Moret und Frédéric Borloz gewählt worden sind. «Unser Bündnis hat sehr gut funktioniert. Das Ziel war, die Linke zu stürzen, und das ist uns gelungen», sagte Marc-Olivier Buffat, der Präsident der FDP Waadt.
Seiner Meinung nach waren es Wähler und Wählerinnen der Linken, die Valérie Dittli auf ihre Liste gesetzt haben und damit den Wechsel der Mehrheit ermöglicht haben. Der FDP-Präsident bedauerte hingegen die «Hetzkampagne» der Linken, die Michaël Buffat benachteiligt habe.
Bei der SVP nahm der Präsident der Kantonalsektion, Kevin Grangier, die Nichtwahl von Michaël Buffat hingegen nicht als Niederlage wahr. «Wir tragen entscheidend zur Rückkehr von Mitte-rechts in die Waadtländer Regierung bei», sagte er.
Bürgerliche in der besseren Ausgangslage
Die bürgerliche Allianz konnte bereits im ersten Wahlgang einen ersten Erfolg verbuchen. Die Freisinnige Christelle Luisier, die im Laufe der Legislaturperiode 2020 nachgerückt war, erreichte als einzige Kandidierende knapp das absolute Mehr mit 113 Stimmen mehr (50.08 Prozent).
Im zweiten Wahlgang traten acht Kandidierende zur Stichwahl an. Im ersten Wahlgang am 20. März war keine der drei bisherigen sozialdemokratischen Staatsrätinnen gewählt worden.