Seit Sonntagmittag heisst es Zona Rossa. Die Sperrzone gilt für das Kongresszentrum – wo das Treffen stattfindet, den Stadtpark und einige Strassen um diese Gegend herum.
Die ganz grossen Namen fehlen zwar, trotzdem kommen Staatsoberhäupter, Minister und Organisationen aus aller Welt zusammen. So empfing Bundespräsident Ignazio Cassis am Nachmittag den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal am Flughafen Agno. Schmyhal leitet eine offizielle Delegation von über 60 Personen, darunter sieben Minister.
Mehr als tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden erwartet, darunter neben Cassis auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga und Nationalratspräsidentin Irène Kälin. Unter den ausländischen Teilnehmenden befindet sich auch die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen und mehrere Regierungschefs.
Sicherheit geht über alles
Das Sicherheitsdispositiv ist dementsprechend enorm. Ein Aufgebot von mehreren Hundert Polizisten und bis zu 1600 Armeeangehörigen sichert die internationale Konferenz in Lugano.
In der Einsatzzentrale in Bellinzona laufen die Fäden zusammen. Luftraum, See und Zufahrtswege werden von hier aus überwacht. Lorenzo Hutter, Vizekommandant Kantonspolizei Tessin, erklärt: «Hier ist der Ort, wo die Informationen hereinkommen. Wir haben an vielen Orten Videokameras, die von verschieden Quellen Material liefern.» Die Informationen würden bearbeitet, zusammengefasst und dann an die Mitarbeiter auf dem Feld weitergegeben.
Die Szenarien, auf die sich die Sicherheitskräfte vorbereiten, sind vielfältig, wie Divisionär Lucas Caduff von der Schweizer Armee sagt: «Wir bereiten uns auf folgende Szenarien vor: Störungen, auch kleine Sabotageaktionen sowie Störungen im Internet und Cyberbereich.» All diese Aufgaben hätten Priorität, um die Gewährleistung der Konferenz sicherstellen zu können, so Caduff.
Ärger und Verständnis bei den Luganesi
Trotz der omnipräsenten Sicherheitskräfte am sonnigen Sonntag beim Lago di Lugano: Einige wenige Zivilisten lassen sich von den Fliegerabwehrkanonen nicht abschrecken und suchen bei 35 Grad Abkühlung. Doch die meisten Einwohnerinnen von Lugano meiden das Zentrum. Das spüren auch jene, die sonst an einem warmen Wochenende ihre Waren am See verkaufen: «Das ist wie in einem Belagerungszustand. Ich habe einen Take-Away, aber niemand kommt vorbei, niemand bezahlt mir was.»
Und auch eine Frau ärgert sich: «Die Absicht ist gut, aber für uns ist es ein Ärgernis, egal ob zu Fuss oder mit dem Auto.» Doch sie räumt auch ein, dass die Sicherheit gewährleisten sein müssen, denn: «Irgendwas muss ja geschehen. Es ist gut, dass sich die Politiker hier treffen und Lösungen finden.»