Der Abstimmungsentscheid Anfang März hat für ein politisches Erdbeben gesorgt: Erstmals seit 45 Jahren wird die AHV ausgebaut. Im Anschluss war oft die Rede von einem Generationengraben, der sich aufgetan habe.
13. AHV-Rente
Eidg. Vorlage: Volksinitiative «Für ein besseres Leben im Alter (Initiative für eine 13. AHV-Rente)»
-
JA
1'883'465 Stimmen
-
NEIN
1'350'257 Stimmen
Standesstimmen
- JA
- NEIN
Nun liegt die Nachanalyse des Forschungsinstituts GFS Bern vor – und bestätigt: Es waren vor allem die älteren Generationen, die der 13. AHV-Rente zum Erfolg verholfen haben.
Unterschiedliche Mobilisierung von Jung und Alt
Die Stimmbeteiligung war mit 58 Prozent überdurchschnittlich hoch. Dabei zeigte sich ein altbekanntes, aber bei dieser Vorlage wohl besonders wichtiges Element: Ältere Menschen gingen in deutlich grösserer Anzahl an die Urne als jüngere. Mit 81 Prozent stimmte ein Grossteil der Männer und Frauen über 65 Jahren ab. Bei den jüngsten Wählerinnen und Wählern (18 bis 39 Jahre) belief sich dieser Wert auf 43 Prozent.
Interessant: Unterteilt man diese Gruppe nochmals in unter 30-Jährige und diejenigen darüber, verändert sich der Wert nicht. Erst ab 40 setzte also die höhere Mobilisierung ein.
Ü60 sagte klar Ja …
Auch beim Stimmverhalten war das Alter ein wichtiger Indikator. In der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen stimmte eine Mehrheit gegen die 13. AHV-Rente – wenn auch knapp (Ja-Anteile zwischen 46 und 47 Prozent).
Anders sah es bei den älteren Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern aus – und insbesondere bei derjenigen Altersgruppe, bei der die Pensionierung nur wenige Jahre zurückliegt oder unmittelbar bevorsteht. 75 Prozent der 60- bis 69-Jährigen stimmten für das Anliegen.
Lukas Golder, Politologe am GFS Bern, sagt dazu gegenüber SRF: «Bei der Altersgruppe, in der einen das Thema am meisten beschäftigt, haben wir auch die höchste Zustimmung gesehen». Auffällig sei, dass diejenigen im Alter zwischen 60 und 69 Jahren grossmehrheitlich Ja gestimmt haben, die 70-Jährigen und Älteren hingegen ähnlich oft wie 50- bis 59-Jährige (mit einem Ja-Anteil von rund 59 Prozent), schreibt das GFS Bern weiter.
… SP-Wählende taten es in Scharen
Bei der Parteisympathie zeigten sich vor allem am linken Rand deutliche Zahlen: 89 Prozent derjenigen, die mit der SP sympathisieren, sagten Ja; bei den Grünen lag der Wert bei 79 Prozent. Mitte-rechts war hingegen eher gespalten. Besonders deutlich zeigt sich das bei der Mitte: Die Mehrheit der Parteisympathisanten folgten der Parteiparole nicht und legten ein Ja ein (53 Prozent).
Bei den soziodemografischen Faktoren lieferte einzig das Einkommen unabhängig von der Parteisympathie einen Hinweis auf den Abstimmungsentscheid. Je tiefer das Haushaltseinkommen, desto höher fiel der Ja-Anteil aus.
Gesellschaftliche Bedenken vor eigenem Befinden
Bei den Motiven für ein Ja waren es gemäss den Expertinnen und Experten von GFS Bern vor allem gesellschaftliche Überlegungen: darunter eine empfundene Dringlichkeit angesichts gestiegener Kosten, und der Solidaritätsgedanke. Nur eine Minderheit gab an, aus persönlichen Gründen – sei es für sich selbst oder Bekannte – für die 13. AHV-Rente gestimmt zu haben.
Was die Resonanz der Abstimmungsargumente betrifft, schlug die Teuerung obenaus. Fast alle Ja-Stimmenden stimmten dem Argument der Befürworter zu, wonach sich die finanzielle Lage der Rentnerinnen und Rentner verbessern muss (95 Prozent).
Auch eine Mehrheit der Nein-Stimmenden (55 Prozent) stimmte diesem Argument zu. Das Argument, wonach Frauen aufgrund ihrer Rentenlücke stärker unterstützt werden müssten, polarisierte hingegen. Auf der Ja-Seite fand es breite Unterstützung – 74 Prozent stimmten der Aussage zu. Im Nein-Lager war jedoch eine Mehrheit nicht einverstanden mit diesem Argument (52 Prozent).