Sie habe viele Gespräche geführt, um die Abwahl als Ständerätin zu verdauen, erzählt Lisa Mazzone auf einem Spaziergang in Versoix. Die Gemeinde ist etwa zehn Kilometer von Genf entfernt. Hier wuchs sie auf, hier machte sie ihre ersten politischen Schritte.
Vorbild Familie
Als Lisa Mazzone sieben Jahre alt war, zog sie mit ihren Eltern und der Schwester in ein eigenes Haus mit Garten. Eine Solar- und eine Photovoltaik-Anlage wurden installiert. Lisa Mazzone: «Das ist jetzt normaler geworden, damals war es noch Avantgarde.»
Die Familie, beide Eltern hatten Biochemie studiert, war auch sonst sehr umweltbewusst. Man flog nicht mit dem Flugzeug in die Ferien, man hatte kein Auto. «Dieses Leben in Einklang mit der Natur hat mich geprägt», sagt die 36-Jährige.
Inzwischen wohnt sie mit ihrem Partner und ihren beiden 2- und 4-jährigen Kindern in einem Quartier in der Stadt Genf. Sie fährt mit dem öffentlichen Verkehr, hat keinen Autoführerschein.
Von Mazzones Elternhaus aus sieht man in der Ferne die A1. Sie soll auf sechs Spuren ausgebaut werden. Wegen des Referendums, an dem die Grünen beteiligt waren, kommt es im Herbst zur Volksabstimmung. Die Ausbaupläne würden auch hier in Versoix Fragen aufwerfen. Eine breitere Autobahn bedeute noch weniger Grünfläche, mehr Lärm, mehr Verkehr, so Lisa Mazzone.
Der Lebenslauf Mazzones ist bemerkenswert: Gründerin eines Jugendparlaments, Gemeinderätin, Grossrätin, Nationalrätin (sie war nach der Wahl die jüngste Frau im Rat), Ständerätin. Dazu hat sie französische Literaturwissenschaften und Latein studiert.
Die Medien bezeichneten sie daher auch schon mal als Überfliegerin. «Ich fand nie, dass es nur einfach war», erzählt Lisa Mazzone. «Jeder Schritt in dieser Karriere war auch eine Challenge und brauchte viel Arbeit, Willen, Energie und Kraft.»
Ein Einschnitt in ihrem Leben war der frühe Tod ihrer Mutter. «Es hat mich sehr fest geprägt, als junge Frau, mit 25, die Mutter zu verlieren.» Das zu verarbeiten, habe ihr Kraft gegeben. Sie habe gelernt, dass es im Leben weitergeht. Und das habe ihr auch geholfen, mit dem Misserfolg bei den Ständeratswahlen umzugehen.
Parteipräsidentin ohne Parlamentsmandat
Die Partei habe sie angefragt, ob sie nicht Präsidentin werden möchte. Sie war die Wunschkandidatin. Das hat in der Partei auch zu bösem Blut geführt. Unter anderem zur Frage, ob eine Parteipräsidentin nicht im Parlament sitzen müsste.
Lisa Mazzone sieht Vorteile in dieser Situation. Ohne Parlamentsmandat habe sie nun mehr Zeit, die sie für Gespräche mit der Bevölkerung nutzen wolle. Zum Beispiel mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, um deren Erkenntnisse vermehrt in die Politik einzubringen. Oder um mehr Menschen zu aktivieren, grüne Politik zu betreiben. Der Klimawandel zeige, das sei nötiger denn je.
Lisa Mazzone hat mit ihrer Arbeit bereits vor der Wahl als Parteipräsidentin begonnen. Sie hat mehrere Anlässe in der Schweiz besucht. Und auf Social Media weibelt sie für das Stromgesetz, über das die Schweiz im Juni abstimmt.
Während des Gesprächs nähert sich ein Mann und fragt scheu, ob er mit Lisa Mazzone ein Selfie machen dürfe. Er bewundere ihre Arbeit. Mit ihrem typischen Lachen willigt die Politikerin ein. Wie ein Popstar mit Fan posieren die beiden. Dem Image der Grünen dürfte diese Frau an der Spitze guttun.