Ende September hält die Schweizer Bevölkerung jeweils den Atem an. Wie viel sind es im nächsten Jahr? Ein Prozent, fünf Prozent – acht Prozent mehr? Teurer werden sie auf jeden Fall, die Krankenkassenprämien. Ende September ist jeweils klar, wie viel teurer. Dieses Jahr stiegen sie im Schnitt um 1.2 Prozent, im letzten um rund vier Prozent. Über die vergangenen 20 Jahre gesehen lag der durchschnittliche Anstieg gar bei 4.5 Prozent.
Die Prämien halten denn auch immer einen Podestplatz bei den Sorgen der Schweizer Bürger. Laut SRG-Wahlbarometer wird das Thema aktuell als wichtigste politische Herausforderung angesehen. Es folgen Klimawandel und die Beziehungen zur EU.
Unzufrieden mit Krankenkassen-Politik
In den Augen der Bevölkerung macht die Politik viel zu wenig, um das Problem der steigenden Prämien in Angriff zu nehmen. Fast durchs Band gaben die Befragten an, sie seien unzufrieden mit der Krankenkassen-Politik ihrer Partei.
Dabei spielt keine Rolle, ob rechts oder links gewählt wird – bei diesem Thema sind sich sogar SP- und SVP-Wähler einig. Einzig die CVP-Wähler ärgern sich in erster Linie über etwas anderes – über die Klima-Politik ihrer Partei. Was also tun mit den Prämien? Die beliebteste Lösung sind Prämiensenkungen durch Steuergelder.
Eine andere Idee hatte SVP-Nationalrat Jean Pierre Grin. Er reichte im Parlament eine Motion ein, die verlangt, dass die Prämien künftig stärker von den Steuern abgezogen werden können. Der Vorschlag wurde diesen März nach dem Nationalrat auch von der Wirtschaftskommission des Ständerats angenommen. Eine linke Minderheit war dagegen, weil Gutverdienende von diesen Steuerabzügen überproportional profitieren würden.
«Die Sorgen um die teuren Krankenkassen sind offenbar so stark, dass mittlerweile sogar bürgerliche Parteien mit diesem traditionell linken Thema Politik machen», meint Michael Hermann von der Forschungsstelle Sotomo, welche das Wahlbarometer für die SRG erstellt.
Nichts mit übertriebener Klimahysterie
Obwohl das Thema Krankenkassen als wichtigste politische Herausforderung angesehen wird, ist es nicht der Hauptgrund, für welche Partei sich die Wähler entscheiden. Zum ersten Mal gaben die meisten Befragten an, der Klimawandel sei am relevantesten für den Wahlentscheid.
Entkräftet wird auch das Argument der SVP, der Klimawandel nehme in der Politik und den Medien zu viel Platz ein. So sah Parteipräsident Albert Rösti etwa die Berichterstattung zum Klimawandel als Grund für die Niederlage seiner Partei an den Zürcher Wahlen im März.
Die Umfrage zeigt jedoch, dass nur 35 Prozent der Befragten der Meinung sind, die Klimapolitik erhalte zu viel Beachtung in den Medien. Eine Mehrheit von über 60 Prozent findet, das Thema erhalte zu wenig oder angemessen viel Beachtung. Ausserdem ist eine Mehrheit der Meinung, die Parteien selbst schenkten dem Thema zu wenig Beachtung. 27 Prozent gaben an, die Politik beschäftige sich zu intensiv mit dem Klimawandel. Das deckt sich in etwa mit dem aktuellen Wähleranteil der SVP.
Sendebezug: SRF 4 News, 17:00 Uhr