Neuerdings beschäftigt der Klimawandel Menschen aller politischer Couleur im Land, nicht nur Wählerinnen und Wähler von linken und grünen Parteien.
Das war nicht immer so: Eine Auswertung der Sorgenbarometer des Forschungsinstituts gfs.bern der vergangenen zwei Jahrzehnte zeigt, dass nur grüne Wählerinnen und Wähler den Umweltschutz konstant als eine der wichtigsten Herausforderungen betrachteten. Für alle anderen Wähler spielte die grüne Frage kaum eine Rolle – nicht einmal für SP-Wähler.
Umweltschutz war für SP-Wähler nicht zentral
Zwar waren der SP im Parteiprogramm und im Wahlkampf grüne Themen schon immer wichtig. Doch die SP-Wähler scheinen grüne Fragen weniger zu bewegen – jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum hinweg.
In den Jahren 2000 bis 2018 kam bei SP-Wählern der Umweltschutz erst an neunter Stelle, weit nach anderen Sorgen wie jenen um Arbeitslosigkeit oder Altersvorsorge. Das zeigt eine Analyse der jährlichen Sorgenbarometer, welche SRF Data durchgeführt hat.
Klimawandel beherrscht die Agenda
Hat die SP also zwei Jahrzehnte lang an ihrer Wählerschaft vorbeipolitisiert? Das verneint SP-Vizepräsident Beat Jans: «Eine glaubwürdige Partei richtet ihre Politik nicht nach Umfragen aus, sondern sie macht eine Analyse der Situation.» Das habe die SP gemacht und danach ihr Wahlprogramm ausgerichtet.
Gemäss der neusten Umfrage allerdings bezeichnen SP-Wähler den Klimawandel als das drängendste Problem – anders als etwa FDP-Wähler. In den letzten zwei Jahrzehnten kam bei diesen der Umweltschutz gar erst an elfter Stelle. Die FDP-Parteispitze hingegen priorisiert das Thema derzeit mit einem neuen Umwelt-Positionspapier.
Zuerst kommt die Wirtschaftsentwicklung
Sitzt die Partei da einem Hype auf? FDP-Fraktionspräsident Beat Walti sagt dazu, dass Nachhaltigkeit seiner Partei schon immer wichtig gewesen sei, doch jetzt lege man «einen Fokus auf das Thema», weil es in der politischen Öffentlichkeit wichtig sei. Zugleich betont Walti, dass die FDP die anderen politischen Schwerpunkte der Partei, wie etwa sichere Arbeitsplätze und sichere Renten, «ganz sicher nicht aufgeben» werde.
Übrigens sind selbst grüne Wähler offenbar nicht bis ins Knochenmark grün: Seit dem Jahr 2000 stand bei ihnen der Umweltschutz nicht an erster, sondern an zweiter Stelle – hinter der Arbeitslosigkeit.