Jean-Pierre Gallati (SVP) gewinnt das Duell um den freien Sitz in der Aargauer Regierung. Das Resultat fällt allerdings knapp aus, Konkurrentin Yvonne Feri (SP) landet einen Achtungserfolg. Sie hat nur gerade 1593 Stimmen Rückstand.
Damit ist Feri näher an Gallati dran als erwartet, wenn man die Parteistärken im Aargau als Referenz nimmt. Die SVP ist mit über 30 Prozent die klar wählerstärkste Partei im Kanton, die SP ist nur gut halb so stark. In den eher urbaneren Bezirken Aarau, Baden, Brugg und Rheinfelden holt Feri aber sogar mehr Stimmen als Gallati.
Auch in einzelnen Gemeinden fällt das Resultat knapp aus: In Wohlenschwil im Reusstal zum Beispiel erhalten Gallati und Feri genau gleich viele Stimmen – je 179 Stimmen. In Killwangen hat Jean-Pierre Gallati genau eine Stimme Vorsprung. Und in seiner Heimatgemeinde Wohlen gewinnt Feri mit knapp 200 Stimmen Vorsprung auf den ehemaligen Einwohnerrat der Gemeinde.
Allerdings: In den ehner ländlich geprägten Bezirken liegt Gallati klar vorne. So zum Beispiel in den Bezirken Muri, Kulm, Laufenburg und Zofingen. Insgesamt hat der bürgerlich geprägte Kanton Aargau damit dem bürgerlichen Kandidaten den Vorzug gegeben.
Freude, Verpflichtung, Enttäuschung
Jean-Pierre Gallati reagiert – wie gewohnt – gelassen auf seine Wahl. «Selbstverständlich freue ich mich», sagt er auf Anfrage von SRF. «Es ist aber vor allem eine Verpflichtung, für den Kanton Aargau jetzt eine möglichst gute Arbeit zu leisten.» Angesprochen auf den knappen Ausgang der Wahl reagiert Gallati kurz angebunden: «Für mich gibt es gewählt oder nicht gewählt.»
Für mich gibt es gewählt oder nicht gewählt.
Auf Nachfrage ergänzt Gallati, dass er mit Yvonne Feri eine starke Gegnerin gehabt habe. «Dass sie ein grosses Wählerpotential hat, war mir von Anfang an bewusst.» Umso enttäuschter über das knappe Resultat reagiert dafür Yvonne Feri. «Ich habe es jetzt zwei Mal probiert und selbstverständlich tut es weh.»
Sie freue sich nun auf ihr Mandat als Nationalrätin und auf ein Parlament, in dem es mehr Frauen und mehr Linke habe. «Ich bedaure es sehr für den Kanton Aargau, dass wir nun eine Regierung aus Männern haben und auch zwei männliche Ständeräte.» Sie habe nichts gegen die gewählten Personen, bedaure aber «auch das Gesamtbild gegen aussen».
Nachfolge für Franziska Roth
Die Nationalrätin aus Wettingen und der Grossrat aus Wohlen kämpften um den Sitz im Gesundheits- und Sozialdepartement. Es geht um die Nachfolge der frühzeitig abgetretenen Gesundheitsdirektorin Franziska Roth (Ex-SVP). Jean-Pierre Gallati hält mit seiner Wahl den erst 2016 gewonnenen Sitz für seine Partei.
Bereits im ersten Wahlgang erreichta Gallati das beste Resultat. Damals betrug sein Vorsprung auf Herausforderin Yvonne Feri (SP) noch knapp 20'000 Stimmen.
Feri kandidierte nach 2016 bereits zum zweiten Mal für den Sitz als Gesundheitsdirektorin und erreichte im ersten Wahlgang das zweitbeste Resultat. Feri kam auf 44'765 Stimmen, Gallati auf 63'830 Stimmen.
Auf einen zweiten Wahlgang verzichtet haben FDP, Grünliberale und Grüne, die im ersten Wahlgang mit ihren Kandidierenden deutlichen Abstand auf das Duo Feri und Gallati hatten.
Gallati ist bisher Parlamentarier
Der 53-Jährige Jean-Pierre Gallati gehört seit 2009 dem Grossen Rat an. Er ist Rechtsanwalt aus Wohlen. Seit 2017 ist Gallati Mitglied der Gesundheitskommission des Aargauer Parlamentes. Gallati hatte Rechtswissenschaften in Zürich studiert und machte 1994 das Anwaltspatent. Bekannt wurde Gallati auch als streitbarer Kommunalpolitiker im Einwohnerrat von Wohlen.