Noch sind erst etwas mehr als die Hälfte der Ständeratssitze vergeben. In 10 Kantonen kommt es zu zweiten Wahlgängen.
Die möglicherweise bedeutendste Richtungswahl fand allerdings schon im vergangenen April statt: Esther Friedli wurde als erste SVP-Vertreterin des Kantons St. Gallen ins sogenannte «Stöckli» gewählt. Friedli löste damit den einflussreichen Gewerkschaftschef Paul Rechsteiner ab, der den Sitz elf Jahre lang für die SP innehatte.
SP verliert – SVP gewinnt wohl langsam an Einfluss
Die St. Galler Wahl ist exemplarisch für den Rechtsrutsch des Ständerats. Die SP verliert seit 2015 an Einfluss. Die SVP, als wählerstärkste Partei in der kleinen Kammer deutlich untervertreten, kann ihre Sitzzahl langsam ausbauen. Das könnte sich auch jetzt fortsetzen.
In Schwyz erreichte SVP-Hardliner Pirmin Schwander gleich im ersten Wahlgang den zweiten Platz, was als kleine Sensation gilt. Auf Kosten der Mitte. In Zürich erzielte SVP-Nationalrat Gregor Rutz viele Stimmen hinter dem bereits gewählten Daniel Jositsch von der SP. Rutz’ Wahl ist aber nicht sehr wahrscheinlich. SVP-Parteipräsident Marco Chiesa muss im Tessin zwar in den zweiten Wahlgang, gilt aber als praktisch sicher gewählt.
Auf Levrat folgt Maillard
Die SP erlitt einen zweiten bedeutenden Verlust ebenfalls schon in der vergangenen Legislatur: 2021 trat der ehemalige SP-Präsident Christian Levrat als Ständerat zurück. Sein Sitz im Kanton Freiburg fiel an die Mitte.
Ein Trost ist für die SP aber die heutige Wahl von Pierre-Yves Maillard als Waadtländer Ständerat. Der Nachfolger von Paul Rechsteiner an der Spitze des Gewerkschaftsbundes hat es nun auch in die einflussreichste Kammer geschafft.
In Neuenburg holt die SP mit Baptiste Hurni überraschend den Sitz der FDP. Die Chancen sind intakt, dass die Sozialdemokraten ihre Verluste der letzten Legislatur in den zweiten Wahlgängen stabilisieren können.
Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Mitte und FDP
Die Mitte-Ständeräte waren in der letzten Legislatur in der Mehrheit, mit einem Sitz Unterschied zur FDP. Wie im Nationalrat dürfte es auch im Ständerat in den zweiten Wahlgängen zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mitte und FDP kommen. Mit völlig offenem Ausgang.