Ein Springbrunnen sorgt für Frische. Ein Hochzeitspaar küsst im Schatten für den Fotografen und Kinder spielen mit dem Vater Frisbee. Diesen Park im Grünen im zürcherischen Rüschlikon hat einst Migrosgründer Gottlieb Duttweiler der Öffentlichkeit geschenkt. Duttweiler war auch Vater des Landesringes der Unabhängigen. Die Migros-Partei, die mal links, mal rechts war und grüne Positionen vertrat, ganz ähnlich wie die Grünliberalen heute. Kein Zufall also, dass die GLP hier tagt.
«Das Gedankengut ist schon sehr nahe beieinander», sagt Parteipräsident Jürg Grossen. «Das Interessante ist, dass es der Landesring damals nicht geschafft hat, die Jungen zu mobilisieren und sich langfristig zu etablieren. Uns Grünliberalen gelingt das, das ist das Schöne.»
Keine Tabubrüche bei der GLP
Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied. Duttweiler war ein «Polteri», der auch mal mit einem Steinwurf ein Fenster im Bundeshaus zerschmetterte. Die GLP hingegen setzt nicht auf Tabubrüche, sondern eher auf trockene Energiekonzepte. Wieso nicht mal einen Steinwurf gegen die aus GLP-Sicht verfehlte Europapolitik wagen?
«Für die Politik ist es nicht das richtige Mittel, mit Wut zu agieren», so Grossen. «Es ist besser, wenn man mit Mut agiert. Und wir haben den Slogan ‹Mut zur Lösung› für diesen Wahlkampf gewählt.»
Ein Marketingspruch für die Wahlen, aber trotz ideologischer Nähe zur Migros-Partei Landesring – die GLP ist noch lange nicht ein mächtiger Grossist, sondern eher die Spezialboutique im hippen Trendquartier. Die Marktanteile stiegen zwar bei den letzten Wahlen, zuletzt sah es gemäss Umfragen aber eher nach einer Stagnation aus.
Grossen ist trotzdem zuversichtlich. Er betont, dass die GLP in den Kantonen seit den letzten Wahlen 2019 überall zugelegt habe an Sitzzahlen oder an Wähleranteilen. «Ich bin überzeugt, das wird sich bei den Nationalratswahlen und auch in den Ständeratswahlen niederschlagen.»
Diese Ziele verfolgt die GLP
Energiewende und ein besseres Verhältnis zu Europa: das sind die beiden Kernanliegen der GLP bei den Wahlen. Daneben auch liberale Anliegen wie die Individualbesteuerung oder die Sanierung der Altersvorsorge. Ziel ist es, die 10-Prozent-Marke zu knacken bei den Wählerstimmen und zurück in den Ständerat zu kommen. Fraktionschefin Tiana Angelina Moser ist Ständeratskandidatin im Kanton Zürich. Aber gemäss Wahlumfragen sieht es für sie und auch alle übrigen GLP-Ständeratskandidaturen nicht gut aus.
«Bei den Ständeratswahlen haben wir in den unterschiedlichen Kantonen oft eine Blockbildung», sagt Moser. «Das heisst, die Pole tun sich zusammen, und man muss schlussendlich dann eine möglichst gute Ausgangslage schaffen können für einen zweiten Wahlgang.»
Und da hofft Moser, die Bevölkerung wähle nicht eine Polpartei, sondern die GLP. Aber die Themenkonjunktur ist zurzeit nicht GLP freundlich. Es dominieren Mietpreiserhöhungen, steigende Gesundheitskosten und Migration. Diese Themen bewirtschaftet die politische Konkurrenz. Hingegen kann die GLP auf eine inzwischen treue und zufriedene Stammwählerschaft zählen. Aber ob das für einen Zuwachs reicht, bleibt offen.