«Ich bin politisch sehr interessiert. Bei Wahlen, Initiativen und Abstimmungen informiere ich mich. Dann diskutiere ich auch mit meinem Vater, der immer gut Bescheid weiss», sagt ein junger Mann, der zusammen mit Kollegen in der vordersten Reihe des Publikums sitzt. Allerdings, mit jeder zusätzlichen Sitzreihe scheint das Interesse für Politik zu schwinden.
Vorne interessiert – hinten unklar
So ist eine Gruppe junger Frauen weiter hinten im Saal deutlich zurückhaltender. Keine will ihre politische Haltung preisgeben. Auch die Frage, ob sie sich für Politik interessieren, lassen sie unbeantwortet. Auf der Bühne bereiten sich unterdessen die Teilnehmenden auf das Podium vor. Sie kandidieren für den Nationalrat. Ihr Ziel: Stimmen gewinnen und den Jugendlichen Politik näher bringen.
Politik geht bei Jungen meistens unter. Dabei können die meisten von uns diesen Herbst zum ersten Mal wählen.
Das braucht es auch. Denn im Verlauf des Nachmittags wird klar: Politikverdrossenheit entsteht auch, weil sich viele Jugendliche nicht abgeholt fühlen.
Schülerinnen und Schüler organisieren Podium
«Politik geht bei Jungen meistens unter», sagt Lea Deppeler. Darum hat sie zusammen mit anderen Schülerinnen und Schülern dieses Podium auf die Beine gestellt. Auf der Bühne stehen 14 Politikerinnen und Politiker, alles Kandidatinnen und Kandidaten für den Nationalrat, je zwei Vertreter der grossen Parteien. «Es ist wichtig, dass sich auch die Jungen mit Politik auseinandersetzen. Die meisten von uns können diesen Herbst zum ersten Mal wählen», sagt Lea Deppeler. Sie ist Schülerin an der Wirtschaftsmittelschule im Baselbieter Hauptort Liestal.
Bei der Themenwahl dürfen die Jugendlichen am Anlass mitbestimmen. «Die Initiative zur 10-Millionen-Schweiz interessiert mich», sagt ein junger Mann und ergänzt: «Natürlich finde ich auch Klimapolitik oder Energiethemen, wie Atomstrom, wichtig.» Also auch Reizthemen, die polarisieren und auf dem Podium zu hitzigen Diskussionen führen.
Die Kandidierenden geben sich Mühe, die Jugendlichen abzuholen und auf ihre Fragen einzugehen. Allerdings driften sie öfters auch in floskelhaften Politjargon ab. Oder sie verweisen auf alte Debatten aus dem Kantonsparlament. Gerade beim jungen Publikum kommt das schlecht an: «Das gab mir das Gefühl, dass sie um Fragen herumgeredet haben. Das hat mir nicht gefallen», sagt eine junge Frau.
Ich gehe definitiv wählen!
Trotzdem ziehe sie ein positives Fazit: «Die politischen Diskussionen und verschiedenen Argumente live zu hören, war ein Highlight», sagt die Wirtschaftsmittelschülerin. Und eines ist für sie nach dem Podium klar – sie geht am 22. Oktober wählen: «Ja, definitiv!»