Die rekordhohen Krankenkassenprämien, die Zuwanderung oder der Verlust an Kaufkraft. Es sind auffällig viele Themen, die in diesem Wahlherbst für Schlagzeilen und Diskussionen sorgen. Und ja, auch der Klimawandel ist ein Thema, er ist aber längst nicht mehr so präsent wie noch vor vier Jahren.
Die Sorge um die Umwelt hatte den Wahlkampf 2019 dominiert – und den Grünen ihr bislang bestes Wahlergebnis beschert. Um mehr als sechs Prozent konnten sie ihren Stimmenanteil erhöhen. Auch die Grünliberalen legten um über drei Prozent zu – die Rede war von einer grünen Welle. Aber auch schon vier Jahre davor, 2015, gab es ein Thema, das den Wahlkampf geprägt hatte: die Flüchtlingskrise, als Hunderttausende Menschen über die Balkanroute oder das Mittelmeer nach Europa gelangten.
Dass im Gegensatz dazu dieses Jahr nun kein einzelnes Thema den Wahlkampf überlagert, überrasche ihn allerdings nicht, sagt der Politologe Michael Hermann. «Ich würde eher sagen, die beiden letzten Wahlen waren aussergewöhnlich, weil sie jeweils ein klares Leitthema hatten, welches 2015 zu einem Rechtsrutsch und 2019 zu einer Klimawahl geführt hatten.» Normal sei eher das, was in diesem Jahr zu beobachten sei, dass mehrere Themen parallel diskutiert würden.
Akute Themen im Fokus
Bemerkenswert sei hingegen, dass viele Wahlkampfthemen, welche die Parteien heuer ausspielen, just in den letzten Tagen stark in den öffentlichen Fokus geraten seien: die Diskussion um die steigenden Krankenkassenprämien zum Beispiel oder auch der Kaufkraftverlust.
Ob die Parteien, die auf diese aktuell intensiv diskutierten Themen setzten, nun bei den Wahlen davon profitieren können, sei allerdings eine andere Frage, sagt Michael Hermann. «Es ist eher wahrscheinlich, dass sich die vielen verschiedenen Themen gegenseitig bremsen. Ich gehe daher nicht davon aus, dass es eine Schlussdynamik in eine Richtung geben wird, weshalb es wohl auch nicht zu derart dramatischen Verschiebungen kommen wird wie bei den letzten beiden Wahlen.»
Parteien setzen auf Kernthemen
Entscheidend sei im Wahlkampf, dass die Parteien frühzeitig auf ein Thema setzten, sagt Politologe Michael Hermann. Je näher die Wahl rücke, desto schwieriger sei es, mit einem neuen Thema noch zu mobilisieren. Die Parteien wüssten dies, sagt Hermann, weshalb sich im Wahlkampf viele auf ihre Kernthemen fokussierten.
Dass dieses Jahr viele verschiedene Themen von unterschiedlichen Parteien Konjunktur haben, mache die Debatte zwar vielseitiger und lebhafter, führe aber wohl auch dazu, dass die Wahlen wohl zu keinen grossen Verschiebungen im Parlament führen dürfte.