- Im zweiten Wahlgang für den Aargauer Ständerat kommt es zum Duell Marianne Binder (Mitte) gegen Benjamin Giezendanner (SVP).
- Die Kandidatinnen von SP, Grünen, GLP und EVP ziehen sich zurück.
- Die vereinigten Parteien von Mitte-Links wollen den SVP-Mann verhindern. Die FDP hingegen unterstützt Benjamin Giezendanner.
Im Aargau geht es um die sogenannte «ungeteilte Standesstimme». Der bürgerliche Kanton soll in Bern wie bis anhin mit zwei bürgerlichen Sitzen vertreten sein, finden SVP und FDP. Deshalb spannen die Parteien im zweiten Wahlgang zusammen. Die FDP unterstützt den SVP-Kandidaten offiziell, wie seit Mittwoch bekannt ist.
FDP-Ständerat Thierry Burkart wurde im ersten Wahlgang wiedergewählt. SVP-Kandidat Benjamin Giezendanner machte das zweitbeste Resultat. Ihm auf den Fersen sind die beiden Frauen, Gabriela Suter (SP) und Marianne Binder (Mitte).
Klar war aber schon im Vorfeld: Wenn die beiden Parteien und weitere Verbündete von Mitte-Links einen zweiten männlichen und rechtsbürgerlichen Kandidaten im Stöckli verhindern wollen, dann müssen sie sich auf eine einzige Kandidatin einigen. Sonst ist der SVP-Kandidat so gut wie gewählt.
Marianne Binder betonte stets, dass sie als Mitte-Politikerin für viele Personen im Aargau wählbarer sei als die linke Kandidatin. Gleichzeitig hat Gabriela Suter (SP) aber die grössere Partei im Rücken, führte einen aufwendigen Wahlkampf und gilt ebenfalls als ambitioniert.
Reaktion auf Rechtsrutsch
Deshalb war es eine Überraschung, als Suter am Montagabend ihren Verzicht erklärte. Sie begründete den Entscheid mit dem Rechtsrutsch am Sonntag. «Für mich ist klar: Der noch vakante Aargauer Ständeratssitz darf nicht auch noch von einem rechtskonservativen Vertreter besetzt werden», argumentierte sie.
Der vakante Ständeratssitz darf nicht von einem rechtskonservativen Vertreter besetzt werden.
Der Entscheid sei nach einer Analyse und dem Gespräch mit der Partei gefallen, sagte sie gegenüber SRF: «Wir haben die Resultate nüchtern angeschaut. Es braucht die volle Unterstützung, um den SVP-Kandidaten zu schlagen. Er hat einen sehr grossen Abstand zu den anderen Kandidierenden».
Nur mit voller Unterstützung von Mitte-Links könne es Marianne Binder schaffen, ist Suter überzeugt. Marianne Binder müsse zeigen, wofür sie einstehe. Damit spricht Suter auf die als eher bürgerlich geltenden Positionen von Binder an.
Marianne Binder ihrerseits erklärte am Dienstagabend, dass sie für den zweiten Wahlgang antrete und wurde von ihrer Partei einstimmig nominiert.
Die Unterstützung ist für mich sowohl Motivation wie Verpflichtung.
Entscheidend seien die Gespräche gewesen, die man mit den anderen Parteiexponenten geführt habe, heisst es in einer Mitteilung der Mitte Aargau. «Diese Unterstützung brauche ich. Sie ist für mich sowohl Motivation als auch grosse Verpflichtung», sagte Marianne Binder.
Kälin, Portmann und Studer ziehen sich ebenfalls zurück
Die drei Kandidatinnen Irène Kälin (Grüne), Barbara Portmann (GLP) und Lilian Studer (EVP) verzichten ebenfalls auf einen zweiten Wahlgang, teilten sie gemeinsam mit. «Am Sonntag ist der Aargau nach rechts gerutscht. Für uns ist klar: Der zweite Aargauer Ständeratssitz darf nicht von einem rechtskonservativen Mann besetzt werden», schreiben sie. «Wir wollen eine Frau im Ständerat.» Marianne Binder sei diejenige mit den besten Chancen, deshalb stellen sich die drei Frauen hinter sie.