- Thierry Burkart (FDP) ist als Ständerat gewählt – mit über 105'000 Stimmen.
- Der Bisherige sass fest im Sattel; seine Wahl im ersten Wahlgang ist nicht überraschend.
- Auf Platz 2 befindet sich Benjamin Giezendanner (SVP) – mit gut 86'000 Stimmen, unter dem absoluten Mehr.
- Die Entscheidung für den zweiten Sitz fällt wie erwartet im zweiten Wahlgang.
Thierry Burkart (FPD) schafft die Wiederwahl also im ersten Wahlgang. Er selbst sei überwältigt, sagte er gegenüber SRF: «Dass man mir ein solch gutes Resultat schenkt, hätte ich nicht zu träumen gewagt.»
Thierry Burkarts Resultat ist keine Überraschung. Er trat als Bisheriger an und hat als nationaler FDP-Präsident viel Medienpräsenz. Zudem sind seine eindeutig bürgerlichen Positionen im klar bürgerlichen Aargau mehrheitsfähig.
Hinter Spitzenkandidat Burkart liegt Benjamin Giezendanner (SVP), allerdings unter dem absoluten Mehr. Er ist für den zweiten Wahlgang in der Pole-Position. Er kann dann auf alle Stimmen rechts der Mitte hoffen.
Zehn Köpfe für zwei Sitze
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Bild 1 von 19Legende: Benjamin Giezendanner (SVP) wurde 2019 in den Nationalrat gewählt und tritt damit in die Fussstapfen seines Vaters Ueli Giezendanner (rechts im Bild). Zum einen hat Giezendanner das Transportunternehmen in Rothrist übernommen, zum anderen eine (nationale) Politkarriere ins Auge gefasst. Benjamin Giezendanner hat Jahrgang 1982, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Keystone/Patrick B. Kraemer
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Bild 2 von 19Legende: Das politische Profil von Benjamin Giezendanner im Smartspider: Giezendanner ist gegen staatliche Steuerung beim Umweltschutz und vertritt eine liberale Wirtschaftspolitik. Im Gegensatz zur FDP ist er gegen eine offene Aussenpolitik. Smartvote
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Bild 3 von 19Legende: Thierry Burkart (FDP) ist seit vier Jahren Aargauer Ständerat und präsidiert die nationale FDP. Der Anwalt aus Baden (seit 2021 in Lengnau) mit Jahrgang 1975 war vorher Nationalrat und Grossrat. Er ist als Verkehrs- und Sicherheitspolitiker bekannt und präsidiert den Nutzfahrzeugverband. Keystone/Gian Ehrenzeller
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Bild 4 von 19Legende: Das politische Profil von Thierry Burkart zeigt ein relativ typisches FDP-Profil. Allerdings politisiert Burkart im Vergleich zu anderen Ständeratskandidierenden seiner Partei pointierter rechts, wenn man seine Daten zum Beispiel mit Damian Müller (Luzern) oder Remo Ankli (Solothurn) vergleicht. Smartvote
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Bild 5 von 19Legende: Gabriela Suter (SP) ist wie Giezendanner seit 2019 im Nationalrat. Die Historikerin mit Jahrgang 1972 war vorher unter anderem Kantonalparteipräsidentin der SP. Sie lebt in Aarau mit ihrem Partner und zwei Kindern. Bekannt ist sie unter anderem für ihr Engagement gegen Motorenlärm. Keystone/Alessandro della Valle
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Bild 6 von 19Legende: Das politische Profil von Gabriela Suter zeigt eine klar linke Position. Allerdings ist Suter im Vergleich zu anderen Kandidierenden aus ihrer Partei etwas liberaler eingestellt, ähnlich wie zum Beispiel Eva Herzog (Basel), Daniel Jositsch (Zürich) oder Franziska Roth (Solothurn). Smartvote
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Bild 7 von 19Legende: Marianne Binder-Keller (Mitte) ist ebenfalls seit vier Jahren im Nationalrat. Die Kommunikationsberaterin aus Baden hat mehrere Jahre die Kommunikation der nationalen Partei geleitet. Binder (Jahrgang 1958) hat zwei Kinder und mehrere Grosskinder und kandidierte bereits 2019 für den Ständerat, wo sie im zweiten Wahlgang direkt hinter den beiden Gewählten landete. Keystone/Alessandro della Valle
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Bild 8 von 19Legende: Das politische Profil von Marianne Binder-Keller zeigt eine «mittige» Mitte-Politikerin. Sie positioniert sich auch innerhalb der eigenen Partei relativ typisch. Ihre Haltung ist allerdings gerade in der Wirtschaftspolitik etwas liberaler als bei anderen Mitte-Kandidierenden. Smartvote
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Bild 9 von 19Legende: Irène Kälin (Grüne) war 2022 die höchste Schweizerin als Nationalratspräsidentin und sorgte mehrfach für Schlagzeilen, zum Beispiel mit einem Ukraine-Besuch. Die Islamwissenschafterin mit Jahrgang 1987 aus Lenzburg (wohnhaft in Oberflachs und Aarau Rohr) ist seit 2017 im Nationalrat. Sie präsidiert den Gewerkschaftsdachverband «Arbeit Aargau». Keystone/Alessandro della Valle
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Bild 10 von 19Legende: Irène Kälin positioniert sich ähnlich wie der Grossteil der Grünen-Kandidierenden in der Schweiz. Allerdings sind ihre Positionen nicht am linken Rand und im innerparteilichen Vergleich auch eher liberal. Smartvote
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Bild 11 von 19Legende: Barbara Portmann (GLP) ist seit 2022 im Lenzburger Stadtrat, vorher war sie über Jahre im Kantonsparlament, auch als GLP-Fraktionspräsidentin. Die Geografin arbeitet als Kaderfrau beim Zürcher Baudepartement und ist für Raumplanungsfragen zuständig. Die zweifache Mutter mit Jahrgang 1975 gilt deshalb als Expertin für Umweltpolitik. ZVG
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Bild 12 von 19Legende: Das politische Profil von Barbara Portmann zeigt eine klar linksliberale Position. Portmann gehört auch innerhalb der GLP zu den liberaleren Politikerinnen. Smartvote
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Bild 13 von 19Legende: Lilian Studer (EVP) schaffte den Sprung in den Nationalrat vor vier Jahren. Sie ist Präsidentin der EVP Schweiz. Die schweizerisch-norwegische Doppelbürgerin aus Wettingen (Jahrgang 1977) war unter anderem Lehrerin für Textiles Werken und Geschäftsführerin des Blauen Kreuzes im Aargau. Auch sie hat einen politisch bekannten Vater mit Ex-Nationalrat Heiner Studer. Keystone/Peter Klaunzer
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Bild 14 von 19Legende: Das politische Profil von Lilian Studer zeigt eine linksliberale Politikerin. Innerhalb der EVP gehört sie eher zum liberalen Flügel und ist etwas weniger konservativ als andere Kandidierende ihrer Partei. Smartvote
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Bild 15 von 19Legende: Theres Schöni (LOVB) steigt als krasse Aussenseiterin ins Rennen um die Aargauer Ständeratssitze. Schöni tritt an für die «Lösungs-Orientierte VolksBewegung» (LOVB). Die Partei trat bereits bei den letzten Nationalratswahlen an. Die Kleinstpartei steht u.a. für hohe individuelle Freiheiten ein. Theres Schöni hat Jahrgang 1962 und wohnt in Merenschwand. zvg
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Bild 16 von 19Legende: Das politische Profil von Theres Schöni ist eher ungewöhnlich. Im Vergleich mit allen anderen Kandidierenden für den Nationalrat ist Schöni sehr konservativ positioniert (mit EDU und SVP), aber landet aufgrund ihrer Positionen bei Sozialstaat und Umweltschutz dann doch fast in der politischen Mitte (auf Höhe FDP oder Mitte). Smartvote
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Bild 17 von 19Legende: Pius Lischer (IG Gesundheit) stellt sich zum wiederholten Mal als Aussenseiter zur Wahl für den Ständerat. Lischer ist im Aargau Dauergast bei verschiedenen Wahlen und trat auch schon mehrfach bei Ständeratswahlen an. Der IV-Rentner mit Jahrgang 1963 setzte sich in der Vergangenheit vor allem für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein. SRF (Archivaufnahme von 2019)
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Bild 18 von 19Legende: Das politische Profil von Pius Lischer. Der Fokus seiner Anliegen liegt auf Wirtschafts- und Finanzpolitik, wie der Smartspider zeigt. SRF
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Bild 19 von 19Legende: Nancy Holten (parteilos) ist die dritte krasse Aussenseiterin im Rennen um die Aargauer Ständeratssitze. Holten machte sich im Aargau vor allem mit ihrem Kampf gegen das Läuten von Kuh- und Kirchglocken einen Namen. Politisch trat Holten daneben aber bisher kaum in Erscheinung. Die dreifache Mutter ist gebürtige Holländerin, hat Jahrgang 1974 und wohnt in Gipf-Oberfrick. zvg
Die SVP will den freien Sitz mit Benjamin Giezendanner verteidigen. Das Duo Giezendanner/Burkart soll die sogenannte «ungeteilte Standesstimme» erhalten. Damit soll die Vertretung im Ständerat eine rein bürgerliche Politik verfolgen.
Frauen deutlich hinter SVP-Kandidat
Deutlich hinter Giezendanner liegen Gabriela Suter (SP) und Marianne Binder (Mitte). Die beiden Frauen liegen fast gleich auf, Suter hat aber noch rund 10'000 Stimmen mehr geholt als Binder.
Gabriela Suter hat mit der SP die zweitstärkste Partei im Rücken und engagierte sich sehr stark im Wahlkampf, auch finanziell. Die Nationalrätin geniesst im Aargau ziemlich viel Medienpräsenz, unter anderem durch ihr Engagement gegen übermässigen Motorenlärm.
Deutlich weniger Stimmen holte Irène Kälin (Grüne). Ihre Parteibasis ist kleiner als diejenige von SP-Frau Suter. Kälin wurde durch ihr Amt als Nationalratspräsidentin und medienwirksamen Auftritten wie den Besuch im ukrainischen Kriegsgebiet bekannter. Im Wahlkampf war sie aber wenig präsent.
Barbara Portmann (GLP) und Lilian Studer (EVP) liegen weit abgeschlagen auf den Plätzen 6 und 7. Die Stimmbeteiligung lag bei 45.95 Prozent.
Überraschende Wende: Suter zieht sich zurück
Die Mitte und die linken Parteien wollten sich am Montag absprechen, wie sie in den zweiten Wahlgang ziehen. Gabriela Suter (SP) wäre bereit gewesen, nochmals anzutreten, wollte sich aber mit den Parteien absprechen, sagte sie am Sonntag gegenüber SRF.
Am Montag dann die überraschende Wende: Gabriela Suter (SP) zieht sich zurück, zugunsten von Mitte-Kandidatin Marianne Binder. Sie habe das Resultat nüchtern analysiert, es gelte den bürgerlichen Kandidaten zu verhindern.
Binder sagte am Sonntag, dass man den «Rechtsrutsch» im Aargau analysieren müsse. Sie selbst sah sich im Wahlkampf als Kandidatin, die auch rechts der Mitte Stimmen holen könnte.
Klar ist: Soll der SVP-Kandidat verhindert werden, müssen sich alle Parteien links der FDP auf eine einzige Kandidatur einigen.
Auch die Frauenzentrale Aargau hatte am Sonntag gefordert, dass sich die Parteien einigen sollen, um neben Thierry Burkart eine Frau in den Ständerat zu bringen. «Der Aargau kann nicht durch zwei konservative Männer im Ständerat vertreten sein», sagte Gertrud Häseli von der Frauenzentrale. Mit der neuen Ausgangslage kommt es wohl nun zum Duell Benjamin Giezendanner (SVP) gegen Marianne Binder (CVP). Welche Partei wen unterstützt, wird an den Parteitagen und Sitzungen in der Woche nach den Wahlen entschieden.