Die grossen Parteien gehen mit etablierten Kandidierenden und frischen Gesichtern in den Wahlkampf um die zwei Sitze im Stöckli. Neben ihnen stellen sich 11 Mitglieder kleiner Parteien oder Parteilose zur Wahl. Politologe Marc Bühlmann ordnet die Situation der verschiedenen Parteien ein.
SVP: Sie tritt im Kanton Bern mit Werner Salzmann an. Weil dieser bereits Ständerat ist und seine Partei im Kanton einen grossen Wähleranteil hat, werde er wahrscheinlich wiedergewählt, meint Bühlmann. Allerdings wohl erst im zweiten Wahlgang. Für eine Wahl im ersten Durchgang würden zu viele Kandidierende antreten. Die Stimmen verteilen sich und ein absolutes Mehr wird schwierig.
SP/Grüne: Linksgrün tritt mit einem Doppelticket an. Flavia Wasserfallen bekommt mit Bernhard Pulver von den Grünen Konkurrenz aus den eignen Reihen. Ein solches Doppelticket könne aber durchaus Sinn machen: «Ich gehe davon aus, dass das rotgrüne Lager geschlossen beide Namen aufschreiben wird», sagt Bühlmann.
FDP: Mit Sandra Hess schicken die Liberalen eine Frau ins Rennen, die noch nicht auf nationaler Ebene politisiert hat. Sie sei zwar wenig bekannt, die Wählerinnen und Wähler könnten sie aber in Kombination mit SVP-Mann Salzmann wählen. «Das FDP-SVP Ticket hat in der Vergangenheit gut funktioniert. Davon könnte auch Sandra Hess profitieren, ich kann mir aber trotzdem nicht vorstellen, dass sie sehr viele Stimmen machen wird.»
Mitte: «Bern ist für die Mitte ein spannendes Pflaster», meint der Politologe. Die Partei, die sich aus der in Bern starken BDP und der traditionell schwächeren CVP zusammengeschlossen hat, kandidiert als solche erstmals bei nationalen Wahlen. Es stellten sich die Fragen: Ist die Mitte für die bürgerlichen Berner Wählerinnen und Wähler eine neue Partei? Ist sie eher noch die BDP, die man wählen kann, oder die CVP, die nicht wirklich wählbar ist?
GLP: Gerade im urbanen Umfeld würden immer mehr Leute GLP wählen. Auch bei Regierungsratswahlen triumphierten die Grünliberalen zuletzt. «Ihr Kandidat Jürg Grossen ist bekannt. Die Leute könnten ihn als Person wählen.» Die Partei würde da in den Hintergrund rücken.
Kleine Parteien/Parteilose: Die 11 weiteren Kandidierenden haben laut dem Politologen Marc Bühlmann nur kleine Wahlchancen. «Dass eine so grosse Auswahl herrscht, ist allerdings gut für die Demokratie.» Für die bekannteren unter ihnen – etwa Madeleine Amstutz (BSL) oder Marc Jost (EVP) – könne eine Kandidatur auch Werbung für ihre Nationalratskandidatur sein.
Kommt der bürgerliche Angriff auf den linken Sitz?
Laut Bühlmann ist die grosse Frage, wer es neben dem Bisherigen Werner Salzmann (SVP) in den Ständerat schaffen wird. Denn die Linke kann nicht auf den Bisherigen-Bonus zählen – der bisherige Ständerat Hans Stöckli tritt zurück.
Die Linke habe durchaus Chancen, ihren Sitz zu verteidigen. Aber in der Vergangenheit hätten sie den Sitz im Ständerat sicherer in der Hand gehabt – mit Hans Stöckli und zuvor Simonetta Sommaruga als bekannte Persönlichkeiten.
Die Bürgerlichen haben die beste Chance seit 20 Jahren, den zweiten Sitz zurückzuholen.
Aktuell sei das Rennen offen und die Möglichkeit bestehe, dass künftig wieder beide Ständeratssitze von bürgerlichen Personen besetzt werden: «Im Moment haben die Bürgerlichen die beste Chance seit 20 Jahren, den zweiten Berner Sitz zurückzuholen», sagt der Politologe Marc Bühlmann – zumindest wenn sie im zweiten Wahlgang ein Zweierticket präsentieren könnten, so die Einschätzung des Politologen.