Die Luzerner Staatskanzlei stellt den Wahlberechtigten heuer erstmals gleich zwei Hefte mit Wahllisten zu. Denn das Gerangel um einen Sitz im Nationalrat ist hier so gross wie noch nie. Mitte und FDP schicken die meisten Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen. Auf insgesamt 48 Listen haben sich sage und schreibe 387 Personen aufstellen lassen, davon 136 Frauen. Zum Vergleich: Vor vier Jahren waren es noch 254 Kandidierende auf 33 Listen.
In Luzern sind insgesamt neun Sitze zu vergeben. Drei davon werden frei: Ida Glanzmann (Mitte), Prisca Birrer-Heimo (SP) und Yvette Estermann (SVP) verzichten auf eine erneute Kandidatur.
Aktuell hat die Mitte im Kanton Luzern drei Nationalratsmandate, die SVP zwei und FDP, SP, Grüne und GLP je einen.
Der dritte Sitz der Mitte ist umkämpft
SP und Grüne dürften ihre Sitze aufgrund ihres Wähleranteils halten können. Die Mitte hingegen hat ihre drei Sitze bei den letzten Wahlen nur mit Ach und Krach verteidigen können. Die Frage lautet also: Kann sich die Partei behaupten? Oder geht der Sitz an die SVP, die ihr drittes Mandat vor vier Jahren verloren hat? Möglich wäre es. Die SVP ist in Luzern im Aufwind. Das haben auch die kantonalen Wahlen im Frühling gezeigt.
Um die Chancen auf einen Sitzgewinn zu erhöhen, hat die Volkspartei eine Listenverbindung mit der Gruppierung «Mass-Voll» beschlossen. Die Bewegung entstand als massnahmenkritische Organisation während der Pandemie. «Mass-Voll» tritt in Luzern mit vier Kandidierenden zu den Nationalratswahlen an.
Die Listenverbindung ist für uns eine rein arithmetische Angelegenheit.
Präsident Nicolas Rimoldi geriet im Juli in die Kritik. Er hatte in Wien an einer Kundgebung teilgenommen – organisiert von einer Gruppe, die von Behörden als rechtsextrem eingestuft wird. Könnte der Schulterschluss mit «Mass-Voll» der SVP allenfalls schaden?
«Wer nichts wagt, der nichts gewinnt», sagt dazu Kantonalpräsidentin Angela Lüthold. Doch sie betont: Für die SVP sei die Listenverbindung eine «rein arithmetische Angelegenheit», um die bürgerliche Kraft zu stärken. Und keine Vermählung der beiden Parteiprogramme. Die SVP verspreche sich von dieser Verbindung zwei bis drei Prozent zusätzliche Stimmen.
Der einzige Nationalrat der GLP muss zittern
Spannung verspricht am 22. Oktober auch die Ausgangslage bei den Grünliberalen. Denn ihr amtierender Nationalrat Roland Fischer ist ein Wackelkandidat. 2015 wurde Fischer abgewählt, 2019 hat er den Sitz zurückerobert. Das Ziel der GLP wird daher sein, diesen Erfolg zu verteidigen.
Fischer ist nicht der einzige, der in der jüngeren Vergangenheit eine Abwahl verkraften musste. Die FDP hat 2019 ein Mandat eingebüsst, das hat Peter Schilliger damals den Sitz gekostet. Aufgrund eines im Amt verstorbenen Parteikollegen konnte er allerdings wieder nachrücken. Nicht ausgeschlossen ist, dass es für Schilliger heuer erneut eng werden könnte. Denn die parteiinterne Konkurrenz bei der FDP ist gross.
Somit steht fest: Abgerechnet wird in Luzern erst am Schluss. Meistens ist es ein Sitz, der zwischen den Parteien hin- und herwechselt. Die Hochrechnung der letzten beiden nationalen Wahlen lag jeweils daneben.