Der parteilose Ständerat Thomas Minder wurde nicht wiedergewählt. Sein Kontrahent Simon Stocker (SP) hat ihn überholt. Das Ergebnis überrascht: Noch nie hat die Schaffhauser Stimmbevölkerung einen bisherigen Ständerat abgewählt.
Auch Roger Steinemann, der Schaffhausen-Korrespondent von Radio SRF sagt: «Das ist bemerkenswert für den eher bürgerlich geprägten Kanton Schaffhausen.»
Ich kann kaum glauben, was passiert ist.
Simon Stocker erhielt fast 15'800 Stimmen, das sind über 2000 Stimmen mehr als Thomas Minder erzielte. Nach seiner Wahl wurde Stocker beim Regierungsgebäude mit Jubel empfangen. Er sagt: «Es ist unfassbar. Ich kann kaum glauben, was passiert ist.» Thomas Minder reagierte am Sonntag nicht auf Anfragen von SRF.
Der Bisherige Minder sass zwölf Jahre lang für den Kanton Schaffhausen im Ständerat. National bekannt wurde er mit einer Initiative gegen die Abzockerei, die an der Urne angenommen wurde. Er bekämpfte damit Manager und ihre exorbitant hohen Löhne.
Im ersten Wahlgang verpasste Minder das absolute Mehr um knapp 1900 Stimmen. Sein Ständeratskollege Hannes Germann von der SVP schaffte die Wiederwahl auf Anhieb.
Simon Stocker lag schon im ersten Wahlgang vorne
Ein zweiter Wahlgang galt zwar durchaus als möglich – aufgrund der Konstellation mit zwei jüngeren Herausforderinnen und einem Herausforderer. Was hingegen überraschte, war, dass es Simon Stocker gelang, Thomas Minder deutlich hinter sich zu lassen und auf dem zweiten Platz zu landen.
Stocker war bis 2020 Schaffhauser Stadtrat. Mit seiner Kandidatur als Ständerat gab er nun sein politisches Comeback. Er machte sich vor allem einen Namen als volksnaher Politiker, der sich sowohl in der Jugendarbeit als auch für betagte Menschen engagiert. Der 42-Jährige politisierte früher bei der AL.
Unterstützt wurde er neben seiner eigenen Partei auch von den Grünen, den Grünliberalen und der EVP. Die Mitte und die Jungfreisinnigen hatten Stimmfreigabe beschlossen.
Bürgerliche wollten Thomas Minder halten
Die Bürgerlichen wiederum wollten verhindern, dass Minders Sitz in die Hände der Linken gerät. Allerdings standen im Vorfeld weder bei der SVP noch bei der FDP alle geschlossen hinter ihm. Innerhalb der FDP ist sogar ein offener Richtungsstreit entbrannt. Einige namhafte Exponenten des Schaffhauser Freisinns warben öffentlich für eine Wahl Stockers.
Beim zweiten Wahlgang erhielt auch die FDP-Politikerin Nina Schärrer, die sich zurückgezogen hatte, rund 1160 Stimmen. Die Stimmbeteiligung betrug in Schaffhausen 67.2 Prozent.