2213 Personen wollen in die Berner Kantonspolitik. So viele wie noch nie. 879 Frauen und 1334 Männer kandidieren bei den Wahlen am 27. März für einen Sitz im Grossen Rat, dem Berner Kantonsparlament. Auch bei den Listen gibt es einen Rekord: 158 Listen sind gemeldet, 12 mehr als vor vier Jahren. Da kann man gut den Überblick verlieren – wir haben die Übersicht über die wichtigsten Fragen bei den Grossratswahlen.
1. Die bürgerliche Mehrheit ist wohl unantastbar
Es ist eine Mehrheit, die die Parteien SVP, FDP, EDU und die Mitte zusammen innehaben. Sie besetzen aktuell insgesamt 84 der 160 Sitze. Das rot-grüne Lager aus SP, PSA, Grünen und AL kommt auf 55 Sitze.
Das Zünglein an der Waage spielen oft GLP und EVP: Je nach Abstimmung gesellen sie sich zur bürgerlichen Seite oder zur rot-grünen. Diese beiden Parteien kommen zusammen auf 21 Sitze.
Dass sich an den Machtverhältnissen bei den Wahlen 2022 viel ändert, ist unwahrscheinlich. Wenn es zu Verschiebungen kommt, dann wohl unter den Parteien innerhalb der grossen Blöcke. Das hätte dann aber keinen Einfluss auf die allgemeine Ausrichtung des Parlaments.
2. Grüne Welle auch in Bern? Vielleicht.
2018 fanden im Kanton Bern die letzten Wahlen statt. Damals verloren die Grünen einen Sitz, die SP gewann fünf dazu. Dann ging 2019 die Klimajugend auf die Strasse und im Zuge dessen zog eine grüne Welle durchs Land. Sowohl bei den nationalen, wie auch bei etlichen kantonalen und kommunalen Wahlen in der ganzen Schweiz gewannen die Grünen und Grünliberalen zahlreiche Sitze und festigten ihre Position.
Der SRG-Wahlbarometer zu den nationalen Parlamentswahlen 2023 zeigt, dass die Grünliberalen weiterhin an Beliebtheit zulegen könnten und die Grünen auf dem bisherigen Niveau stagnieren.
Auch wenn kantonale und nationale Wahlen nur bedingt miteinander verglichen werden können, stellt sich die Frage, ob die grünen Parteien in Bern zulegen werden? Möglich ist es durchaus. Dafür müssten jedoch besonders die jüngeren Wählerinnen und Wähler für die kantonalen Wahlen mobilisiert werden. Ob das gelingt, ist offen.
Mittlerweile wurde das Land auch von der Coronakrise durchgeschüttelt, dementsprechend könnte das Thema Klima etwas in den Hintergrund gerückt sein.
3. Der Grosse Rat wird wahrscheinlich jünger und weiblicher
Seit 1974 sitzen Frauen im Berner Kantonsparlament. Zehn der damals noch 200 Sitze waren in weiblicher Hand, seither ist der Anteil stetig gestiegen oder gleichgeblieben. Bei den letzten Wahlen 2018 erreichte der Frauenanteil ein historisches Hoch mit 35 Prozent: auf jedem dritten Sitz sass eine Frau. Nun kandidieren anteilsmässig erneut mehr Frauen als vor vier Jahren – es könnte also sein, dass sich der Anteil Frauen im Parlament noch einmal erhöht und dem Anteil der Frauen in der Restbevölkerung angleicht. Noch sind Frauen im Berner Kantonsparlament nämlich untervertreten.
Was das Alter angeht, gibt es am meisten Vertreterinnen und Vertreter im Parlament, die zwischen 50 und 59 Jahre alt sind.
In anderen Kantonen, in Zürich und Basel beispielsweise, wurden in der jüngsten Vergangenheit aber besonders viele Junge gewählt. Setzt sich dieser Trend auch in Bern fort, könnte das Parlament jünger werden.