Bock auf mehr: Die aktuelle Regierung des Kantons Bern tritt fast vollständig zur Wiederwahl an, einzig die Finanzdirektorin Beatrice Simon (die Mitte) hat genug. Den entscheidenden, frei werdenden Sitz beanspruchen aber sowohl das bürgerliche, wie auch das link-grüne Lager für sich. Die Frage ist also: Bleibt Bern bürgerlich regiert – oder holt sich die Linke die Mehrheit?
Sechs Bisherige: Wer tritt nochmals an?
Die meisten der bisherigen Regierungsmitglieder, die erneut zu den Wahlen antreten, haben erst eine oder eineinhalb Legislaturen erlebt. Einzig Bau- und Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus ist seit 2008 dabei und somit Amtsältester. Aber auch er will nochmal gewählt werden – für seine Partei, die SVP.
Die SVP besetzt einen weiteren Sitz mit Pierre Alain Schnegg. Er amtet als Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor und war während der Coronakrise besonders präsent. Zudem belegt er den Jurasitz in der Kantonsregierung – einen speziellen Sitz, den es nur im Kanton Bern gibt.
Das bürgerliche Lager komplettiert Philippe Müller (FDP), er ist Vorsteher der Sicherheitsdirektion.
Auf der anderen Seite steht das links-grüne Lager. Auch da treten drei Bisherige wieder an. Den einzigen Sitz der Grünen hat Christine Häsler als Vorsteherin der Bildungs- und Kulturdirektion inne. Die SP ist hingegen doppelt vertreten: Einerseits durch den Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektoren Christoph Ammann, andererseits durch die Direktorin für Inneres und Justiz, Evi Allemann.
Frei wird der Sitz der Mitte – der Sitz von Beatrice Simon. Die (noch) amtierende Regierungspräsidentin hat sich entschieden, nicht mehr für eine vierte Amtszeit zu kandidieren.
Angriff von allen Seiten
Beide Lager, das bürgerliche und das links-grüne, wollen den frei werdenden siebten Sitz erobern. Die bürgerlichen Parteien SVP und FDP haben sich dafür mit der Mitte-Partei zusammengetan – für sie soll Astrid Bärtschi (die Mitte) den Sitz holen. Die Allianz der rot-grünen Bisherigen versucht es gemeinsam mit dem Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr (SP).
Zu einer ungewöhnlichen Allianz kommt es in der politischen Mitte: Christine Grogg von der EVP und Casimir von Arx von der GLP bestreiten den Wahlkampf gemeinsam, auch wenn sie im Kantonsparlament längst nicht immer dieselben Ziele verfolgen.
Wer es trotz ganz geringen Wahlchancen versucht
Weiter gibt es Kandidierende, die ohne etablierte Partei im Rücken versuchen, einen Sitz in der Berner Kantonsregierung zu ergattern. Wie schon vor vier Jahren kämpfen auch diesmal zwei Kandidaten der Piratenpartei um Stimmen: Jorgo Ananiadis und Pascal Fouquet.
Zur Gruppe der Kandidierenden mit Aussenseiter-Chancen gehört auch der Bieler Bruno Moser, der seit Jahren immer wieder für politische Ämter im Kanton Bern kandidiert, bisher ohne Erfolg. Nach ihm ist sogar eine Gesetzesänderung benannt, die es «chancenlosen Aussenseitern» verbietet, einen zweiten Wahlgang zu erzwingen.
Ebenfalls nicht zum ersten Mal kandidiert die Interlaknerin Verena Lobsiger-Schmid. Sie ist parteilos, genauso wie der Thuner Daylan Paolo Tramacere, der aber erstmalig kandidiert.
Einen Sitz holen wollen auch zwei Mitglieder des massnahmenkritischen Vereins «Aufrecht Schweiz», der im Zuge der Coronapandemie entstand. Mark Steiner und Joshua Baumann kandidieren für diese Bewegung. Eine Besonderheit stellt die Kandidatur von Peter Gasser vom Ensemble socialiste dar: Er versucht, dem amtierenden Regierungsrat Schnegg den Jurasitz wegzuschnappen.