«Ich bin äusserst gerührt vom Vertrauen, das mir die Waadtländer Bevölkerung entgegenbringt», sagte die 29-jährige Valérie Dittli nach ihrer Wahl in die Waadtländer Regierung am Sonntag.
Im Blazer und Halstuch so grün wie das Waadtländer Kantonswappen wurde sie flankiert von ihrer zwei Jahre älteren Schwester Laura. Auch sie tritt im Oktober bei den Zuger Kantonswahlen an – ebenfalls für die Mitte und ebenfalls für die Regierung.
Vom Wahlsieg der jüngeren Schwester lässt sie sich inspirieren: «Man muss alles geben, wenn man gewinnen möchte», sagt Laura Dittli. Das habe ihre Schwester Valérie in der Waadt fantastisch gemacht.
In der Tat: Dittli brachte frischen Wind in den Waadtländer Regierungswahlkampf und machte die bürgerliche Allianz bis in die Mitte mehrheitsfähig.
Bauerntochter aus dem Kanton Zug
Am Sonntagabend steht Dittli in einem Saal in einer kleinen Landgemeinde oberhalb der Stadt Lausanne. Hier führen Verwandte ihres Lebenspartners ein Restaurant. Es gibt Hörnli und Saucisson Vaudois.
Der Abend sei eher als Dankesessen und nicht als Siegesfeier geplant worden, sagt der Patron, Alexandre Belet. «Der Wahlsieg ist eine Überraschung für die Waadt, für die Schweiz und auch für die Familie.»
Von klein auf habe ich miterlebt, wie mein Vater schuftet – und dann so wenig Gegenleistung für die Milch erhält.
Die Familie und ihr Vater prägten Dittli. Sie führte einen Bauernhof in Oberägeri (ZG) – in die Politik ging sie aus Ärger über den Milchpreis. «Von klein auf habe ich miterlebt, wie mein Vater auf dem Hof schuftet und dann so wenig Gegenleistung für die Milch erhält.»
Das könne es doch nicht sein in der reichen Schweiz, so die Mitte-Politikerin. Auch neben ihrem Doktorat in Lausanne ging die Juristin jedes Jahr noch zum «Heuet» auf den Hof der Eltern.
Durchgegriffen in der Kantonalpartei
Ausgemistet hat sie auch in der Waadtländer Sektion der Mittepartei. Als eine der ersten Amtshandlungen drängte sie die Urgesteine und alt Nationalräte Claude Béglé und Jacques Neirynck in den politischen Ruhestand. Das sei auch nötig gewesen. «Die Partei ist so klein, dass man es sich nicht leisten kann, interne Kriegereien zu führen.»
Die Partei kann es sich nicht leisten, interne Kriegereien zu führen.
Nun ist Dittli Staatsrätin – ihr erstes Amt und das ohne Fraktion. Denn die Mittepartei schaffte den Einzug ins Waadtländer Parlament nicht. Dittli will deshalb auf die Grünliberalen zugehen. Aber auch von der FDP werde sie stark unterstützt, und sogar bei der SVP habe sie Verbündete. «Ich fühle mich nicht ohne Unterstützung im Parlament», so ihr Fazit.
Bald gibt es womöglich je eine Mitte-Politikerin Dittli sowohl in der Kantonsregierung von Waadt wie von Zug. Damit würde die Familie Dittli für die nächste Premiere in der Schweiz sorgen.