Im ersten Wahlgang letztes Wochenende schaffte es kein Kandidierender direkt in die Freiburger Kantonsregierung. Vor allem bei der Mitte, die ihre drei Sitze im siebenköpfigen Staatsrat verteidigen wollte, kam es zu einer Überraschung. Nur der bisherige Volkswirtschaftsdirektor Olivier Curty schaffte es unter die ersten fünf. Erziehungsdirektor Jean-Pierre Siggen aber wurde auf den neunten Platz abgestraft und die neue Kandidatin Luana Menoud-Baldi schaffte es sogar nur auf Platz zehn. Eine Schlappe.
Mitte erstmals mit weniger als drei Sitzen
Die grosse Frage: verzichtet die Mitte auf einen ihrer drei Sitze, um eine bürgerliche Liste zu ermöglichen? Eine solche Allianz wird seit dem ersten Wahlgang als Lösung gesehen, um dem starken linken Bündnis entgegenzuhalten.
Tatsächlich entschied die Mitte-Partei, Luana Menoud-Baldi nicht mehr als Kandidatin aufzustellen. Das ist bemerkenswert, weil die Mitte (früher CVP) noch nie in ihrer Geschichte weniger als drei Sitze im Freiburger Staatsrat hatte.
Für Luana Menoud-Baldi war der Rückzug nicht einfach. Damit scheiterte das Vorhaben, eine bürgerliche Frau aufzustellen. Nun kommt es nach den Wahlen 2016 erneut zu einer bürgerlichen Allianz, die mit fünf Kandidaten in den zweiten Wahlgang steigt.
Die Bürgerliche Liste
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Bild 1 von 10. Der 51-jährige Didier Castella (FDP) wohnt im Greyerzbezirk, in Pringy. Seit 2018 leitet er die Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Die FDP konnte bei den Wahlen einen Erfolg verbuchen. Castella schaffte es, sich gegen die linke Allianz zu behaupten und erzielte das drittbeste Resultat. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 10. Der 49-jährige Olivier Curty (Mitte) wohnt im Seebezirk, in Murten. Er ist seit 2016 Volkswirtschaftsdirektor. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Curty war der Einzige der Mitte-Partei, der ein einigermassen gutes Resultat erzielte: «Persönlich bin ich zufrieden», meinte er. Nicht jedoch mit dem Abschneiden seiner Partei. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 5 von 10. Der 59-jährige Jean-Pierre Siggen (Mitte) wohnt in der Stadt Freiburg. Er ist der am längsten amtierende Staatsrat – seit 2013 ist er Erziehungs-, Kultur- und Sportdirektor. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Siggen erlitt eine Niederlage beim ersten Wahlgang. So wenige Stimmen wie er erhielt kein anderer bisheriger Staatsrat. «Das ist eine Enttäuschung», so Siggen. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 7 von 10. Der 37-jährige Romain Collaud (FDP) wohnt im Glanebezirk, in Massonnens, und ist Finanzökonom. Er präsidiert die FDP-Fraktion im Grossen Rat. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 10. Collaud erzielte als Neuer ein solides Ergebnis und wurde dafür mit einem Listenplatz belohnt. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 9 von 10. Der 53-jährige Philippe Demierre wohnt im Glanebezirk, in Ursy. Der gelernte Landwirt arbeitet als Verwaltungsverantwortlicher beim Freiburger Spital HFR. Er ist Grossrat und Vize-Gemeindepräsident von Ursy. Bildquelle: zvg/Philippe Demierre.
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Bild 10 von 10. Die vier SVP-Kandidierenden lagen hinter allen bürgerlichen Kandidierenden. Sie halten aber am Ziel fest, nach 25 Jahren wieder in die Regierung zu kommen. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Neben den bisherigen Mitte-Staatsräten Curty und Siggen werden zwei FDP-Kandidaten aufgeführt: Der bisherige Staatsrat Didier Castella, der beim ersten Wahlgang den dritten Platz holte sowie der neue Romain Collaud, der mit Platz sieben ebenfalls ein gutes Resultat schaffte.
Der fünfte Listenplatz geht an die SVP, die seit 25 Jahren nicht mehr im Staatsrat vertreten ist. Sie entschied sich für Philippe Demierre, der von den vier Kandidierenden im ersten Wahlgang die meisten Stimmen holte und auf Platz 11 landete.
SP verzichtet für CSP
Die Linken hatten mit ihrer gemeinsamen Liste im ersten Wahlgang grossen Erfolg. Der bisherige SP-Staatsrat Jean-François Steiert holte am meisten Stimmen und die neuen Kandidatinnen, Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grünen) und Valérie Piller Carrard (SP), schafften es auf Anhieb auf den zweiten und vierten Platz. Auch die zwei weiteren neuen Kandidatinnen, Alizée Rey und Sophie Tritten, schafften es unter die besten acht.
Auch wenn die linke Allianz mit allen Kandidierenden gute Resultate erzielte, wird sie nur noch mit vier Kandidierenden antreten und versuchen, die Mehrheit zu erobern oder zumindest zur Situation von 2012 bis 2018 zurückzukehren, in der die SP zwei und die Grünen einen Sitz hatten.
Die Linke Liste
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Bild 1 von 8. Der 60-jährige Jean-François Steiert (SP) wohnt in der Stadt Freiburg. Er leitet seit 2016 die Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektion. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Steiert holte mit einem kleinen Vorsprung am meisten Stimmen von allen Kandidierenden. Er kann entspannt in den zweiten Wahlgang gehen. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 8. Die bald 50-jährige Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grüne) aus dem Broye-Bezirk, aus Rueyres-les-Prés, war Journalistin und arbeitet nun als Bio-Landwirtin. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 4 von 8. «Das ist keine grüne Welle mehr, sondern eine Bewegung», sagte Bonvin-Sansonnens nach ihrem guten Ergebnis. Sie hat die Grünen in eine gute Position gebracht. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 5 von 8. Die 43-jährige Valérie Piller Carrard wohnt in Cheyres am Neuenburgersee. Nach der KV-Lehre arbeitete sie in der Immobilienbranche. Seit ihrer Wahl 2011 in den Nationalrat hat sie sich auf Politik und Familie fokussiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Piller Carrard holte als Neue mehr Stimmen als beide bisherigen Mitte-Staatsräte. Sie hat gute Chancen, den freien Sitz der SP zu verteidigen. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 7 von 8. Die 45-jährige Sophie Tritten wohnt in Vuisternens-en-Ogoz im Saanebezirk. Die Juristin ist Generalsekretärin der VOPSI, des Verbandes der Organisationen des Personals der Sozialen Institutionen des Kantons. Sie ist Präsidentin der Partei Mitte Links-CSP Freiburg. Bildquelle: zvg/Sophie Tritten.
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Bild 8 von 8. Tritten holte zwar weniger Stimmen als Alizée Rey von der SP. Mit ihr soll die Mitte Links-CSP aber auf der linken Liste vertreten bleiben. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Alizée Rey, Kantonalpräsidentin der SP verzichtet auf ihre Kandidatur, damit die Mitte Links-CSP mit Sophie Tritten auf der gemeinsamen Liste bleiben kann: «Ich ziehe mich zurück, um die in ihrer Vielfalt geeinte Linke zu stärken und die Reihen zu schliessen», sagt Rey.
Neue Verteilung
Nicht mehr dabei sind die Grünliberalen. Damit treten 9 Kandidierende auf zwei Listen bei den Staatsratswahlen vom 28. November an. «Am wahrscheinlichsten ist, dass sich die beiden Blöcke wie bei den letzten Wahlen vor fünf Jahren aufteilen: Rot-Grün mit drei, die Bürgerlichen mit vier Sitzen», sagt Oliver Kempa, SRF-Korrespondent in Freiburg. Die Grünen dürften ihren Sitz, den sie bei der Ersatzwahl von Marie Garnier 2018 an Didier Castella von der FDP verloren hatte, also wieder zurückholen.
Bei den Bürgerlichen hat die Mitte und FDP die besten Chancen: «Für die SVP wird es schwierig, denn erfahrungsgemäss wählen auch viele Mitte-Wählenden in Freiburg keine Kandidaten der SVP – auch nicht mit einer Allianz», so Kempa.