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Wahlen Wallis «Biner-Mania»: Das steckt hinter dem Triumph von Franziska Biner

Die 38-jährige Franziska Biner hat im Wallis alle Männer hinter sich gelassen. Das Glanzresultat ist kein Zufall.

Im Wallis herrscht derzeit eine «Franziska-Biner-Mania», so texten zumindest die lokalen Medien.

Was ist passiert? Die 38-jährige ETH-Architektin aus Zermatt hat bei den Walliser Regierungsratswahlen ihre männliche Konkurrenz geradezu pulverisiert. Gut 10'000 Stimmen lag sie vor dem zweitplatzierten Christophe Darbellay (Mitte), holte als Einzige das absolute Mehr – historisch.

Biner
Legende: Durch und durch eine Berglerin: Franziska Biner vor dem «Horu», wie das Matterhorn im Wallis heisst. SRF/Ruth Seeholzer

Wie erklärt sie sich dieses Spitzenresultat? Es sei sicher nicht nur der Frauenbonus gewesen. «Ich stehe für viel mehr als nur für Frauen. Ich bin jung, dynamisch und komme aus den Bergen», sagte sie am Wahltag gegenüber SRF.

In der Tat: Franziska Biner ist tief in Zermatt verwurzelt. Nach dem Gymnasium in Brig und dem Architekturstudium an der ETH in Zürich zog es sie zurück in die Heimat, zum «Horu», wie das Matterhorn im Wallis genannt wird. «Heimweh hatte ich immer», sagte sie. In Zermatt arbeitet sie derzeit noch in einem Architekturbüro, das in der Walliser Alpenmetropole schicke Hotels plant.

Heimweh hatte ich immer.
Autor: Franziska Biner über ihre Zeit in Zürich

Biner wurde in die Politik hineingeboren: Ihre Familie war traditionell in der CVP aktiv. Daher erschien es ihr nur logisch, selbst Mitglied der Partei zu werden. Biner gilt als eingemittet, sie ist weder zu konservativ noch zu progressiv. Auf Instagram zeigt sie sich mehrfach mit Viola Amherd. Für Aussenstehende scheint es, als wären sie politische «best buddies». Offensichtlich ein ideales Profil, um selbst im französischsprachigen Unterwallis viele Stimmen zu holen.

Ihr politischer Aufstieg war rasant. Kaum vom Studium in Zürich zurückgekehrt, rutschte sie mit 31 Jahren in den Grossen Rat, ein Jahr später übernahm sie das Präsidium der damaligen CVP Oberwallis. In einer Zeit, in der die Partei ihre absolute Mehrheit im Wallis verlor, war ihre Rolle besonders herausfordernd.

Franziska Biner ist in der Politik schneller aufgestiegen als sonst in den Bergen: Skitouren gehören zu den liebsten Hobbys der Zermatterin. «Das beruhigt meine Nerven», sagt sie.

Zurückhaltend zeigte sie sich in einem Fall, der letztes Jahr für Schlagzeilen sorgte: Ex-Mitte-Nationalrat Yannick Buttet wurde 2024 zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer gewählt – obwohl er ein zweifach verurteilter Sexualstraftäter ist.

Ein Aufschrei ging durch die Politik. Nur: Franziska Biner sagte damals, sie sehe in der Wahl «kein Problem». Er sei von einem Gremium gewählt worden, «und das habe ich respektiert.» Heute sagt sie, es sei unglücklich gewesen, dass Buttet mit dieser Vorgeschichte gewählt worden sei, «aber nicht, weil er es als Person nicht verdient hätte, sondern wegen der Vorgeschichte», sagt Biner.

Kriegt sie das Energiedepartement?

So oder so steht Franziska Biner für die nächste Generation der Mittepartei. Die Wirtschaft und die Wasserkraft sind ihre zentralen Anliegen. Sie schielt – mit dem Rückenwind des Glanzresultats – auf das für das Wallis so wichtige Finanz- und Energiedepartement. Dort könnte sie zum Beispiel das «Gornerli», ein neues Wasserkraftwerk oberhalb von Zermatt, vorantreiben. Heimweh würde da bestimmt nicht aufkommen.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 3.3.2025, 6.31 Uhr ; 

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