Die ganze Schweiz blickte zeitweise auf die Flammenwand am Tor zum Goms: Vor zehn Tagen ist oberhalb von Bitsch ein Waldbrand ausgebrochen, das Inferno in den Walliser Alpen sorgte international für Schlagzeilen.
Inzwischen sind die grossen Feuer gelöscht, der Brand schwelt jedoch in den Wurzeln und Baumstrünken weiter. Das Ereignis beschäftigt Einheimische wie Feuerwehrleute noch lange.
Ann Heinzelmann – die Feuerwehrfrau
Zusammen mit derzeit noch 120 anderen Feuerwehrleuten nimmt die 24-jährige Ann Heinzelmann in Oberried Glutnester ins Visier. Am Mittwoch zählten die Einsatzkräfte noch rund 150 kleinere Glutnester oder erhitzte Steine, die wieder Brände auslösen könnten.
Mit Schaufel und Pickel reisst sie Löcher in die Erde, damit das von den Helikoptern abgeworfene Wasser überhaupt ins Erdreich eindringen kann. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, an den steilen Hängen vollen Einsatz zu geben. «Alle Feuerwehren hier kämpfen zusammen gegen das Feuer», sagt die Oberwalliserin.
Ruth Kummer – die Wirtin
Wegen des Waldbrandes sind viele Wanderwege seit Tagen geschlossen, Touristen und Touristinnen machen einen Bogen um das Gebiet. Das spürt Ruth Kummer, seit Jahrzehnten Wirtin des Restaurants Alpenblick in Ried-Mörel. «Es schauen nur noch wenige Gäste im Lokal vorbei», sagt sie.
Denn die beliebte Wanderroute, der Massaweg zwischen Blatten und Ried-Mörel, ist geschlossen. Ruth Kummer bleibt so auf ihren Waren sitzen. Sie hofft, dass die Wanderwege nach den Regengüssen bald wieder geöffnet werden können. «Damit wenigstens noch einige Leute zu uns kommen», so Kummer.
Peter Aschilier – der Einsatzleiter
Die Feuerwehr hat sich im Weiler Oberried eingerichtet. Auf einer flachen Wiese hat die Feuerwehr Löschbecken aufgestellt. Vor einer Alphütte steht ein Container, von dem aus die Einsätze der Feuerwehr, der Forstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, der Flughelfer und des Zivilschutzes koordiniert werden. Das ganze Waldgebiet wurde auf einer Karte in Abschnitte eingeteilt, jeder einzelne misst 200 auf 200 Meter. Nur so können die Trupps zielgenau zu den Brandherden gelotst werden.
«Jeder Brandherd ist anders», sagt der zuständige Revierförster Peter Aschilier, «und die Arbeit im steilen und unwegsamen Gelände sehr gefährlich.» Deshalb mussten extra auch Fluchtwege im Wald markiert werden, damit die Einsatzkräfte das Gebiet auch verlassen können, falls es nötig sein sollte. Nur schon dichter Nebel reiche, und es werde schwierig, sich im abgebrannten Wald zurechtzufinden, erklärt der Fachmann.
Christine Nellen – die Evakuierte
Vis-à-vis der Kirche von Ried-Bitsch schneidet Christine Nellen ihre Rosen. Sie wurde vor gut einer Woche – wie 200 andere auch – evakuiert. Nach einem Tag durfte sie wieder nach Hause zurück. «Ich habe die Zuversicht nie verloren», sagt sie. Einige im Dorf fürchteten sich jedoch noch immer davor, dass es im Wald rund um das Dorf wieder zu brennen beginnen könnte.
In der Kirche hat das eine oder andere Kerzlein mehr gebrannt als normal.
Sie würde es befürworten, wenn für die Heilige Agatha – die Schutzpatronin der Feuerwehrleute – wieder eine Messe gehalten würde. Agatha steht links vorne in der Kirche. Trotz Naturkatastrophe, erzählt Nellen, besuchten nicht mehr Menschen die Kirche. «Nur das eine oder andere Kerzlein mehr hat dieser Tage gebrannt.»