Zum Inhalt springen

Wann ist es zu viel? Touristiker: In Graubünden gibt es keinen Overtourism

Im Jahr 2024 gab es im Kanton Graubünden rund 5.5 Millionen Übernachtungen in Hotels und anderen Unterkünften. Das zeigen die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Für den Kanton ist es das zweithöchste Ergebnis seit 2010. Martin Vincenz, CEO von Graubünden Ferien, zu dieser Entwicklung und warum der Tourismus im Kanton aus seiner Sicht noch wachsen kann.

Martin Vincenz

CEO Graubünden Ferien

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Seit 2016 ist Martin Vincenz CEO der Marketingorganisation Graubünden Ferien. Diese versucht im Auftrag des Kantons mehr Gäste nach Graubünden zu holen. Sie wird auch finanziell durch den Kanton gestützt.

SRF: 5.5 Millionen Übernachtungen, eine Steigerung um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr – wie sieht ihr Fazit aus zum Tourismusjahr 2024 in Graubünden?

Martin Vincenz: Das ganze Jahr ist auf einem hohen Level gelaufen. Schlussendlich hat uns dann der Dezember auch noch geholfen: Es war ein super Start in die Wintersaison und wir hatten 7 Prozent mehr Übernachtungen in diesem Monat.

Die Übernachtungen in Graubünden nehmen zu. Es kommt auch immer wieder zu Rekordjahren. Wann ist es genug?

Es ist durchaus möglich, dass es zu gewissen Zeiten und an gewissen Orten mal eng wird. Aber man muss vorsichtig sein, wovon man redet. Wenn man jetzt weltweit das Wort «Overtourism» immer wieder hört, dann hat das mit einer steten Überlastung zu tun, nicht an einzelnen Tagen und an einzelnen Orten. In der Schweiz und im Kanton Graubünden sind wir aber im Moment noch nicht dort.

Skifahrer stehen in einer Gruppe auf der Piste.
Legende: Skiferien und Sommerferien – dann wird es zeitweise eng in den Tourismusregionen. Keystone/Gian Ehrenzeller

Gibt es denn für Sie eine Wachstumsgrenze im Kanton für den Tourismus?

Dann, wenn wirklich alles stocken würde, wenn die Qualität darunter leiden oder die Einheimischen finden würden, jetzt ist es wirklich zu viel. Aber da sind wir noch lange nicht. Darauf muss auch eine gewisse Lenkung hinzielen. Wir werden so viele Betroffene wie möglich in die Überlegungen mit einbeziehen: Einheimische, Zweitwohnungsbesitzende, die ganzen Leute in der Tourismusbranche, und natürlich auch die Gäste. Das wird das Rezept sein, damit es eben nicht zu einer Überbelastung kommt.

Haben Sie Verständnis für die Kritik gegenüber dem Massentourismus?

Ich denke, man kann in der Schweiz noch nicht an vielen Orten von Overtourism reden und in Graubünden ganz sicher nicht.

Die Entwicklung an ein paar Hotspots steigert die Wahrnehmung.

Entscheidend ist aber die ganze Entwicklung rund um die Schweiz herum oder an ein paar Hotspots. Dadurch steigt die Wahrnehmung. Wenn man vom Verkehr her belastet ist, sagt man vielleicht: Jetzt wird es auch bei uns eng. Das kann ich durchaus nachvollziehen. Dem muss man schon entgegenwirken; das ein Stück weit lenken. Klar ist, dass ein Lenken nicht immer gehen wird und die Gäste immer noch selber entscheiden. Aber wir werden sicher mit entsprechenden Angeboten und verschiedenen Kommunikationsmassnahmen daran arbeiten.

Das Gespräch führte Sandro Oertli.

Regionaljournal Ostschweiz, 20.2.2025, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel