Die Zahl der Baugesuche für Swimmingpools und Jacuzzis in privaten Häusern hat sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. 2017 wurden schweizweit 385 Gesuche an Gemeindebehörden gestellt. 2021 waren es schon 724 Gesuche für den Bau von Swimmingpools oder Jacuzzis.
Das zeigt eine Datenauswertung von SRF Data. Analysiert wurden die Baugesuche von Privathaushalten in den letzten fünfeinhalb Jahren (1. Januar 2017 – 20. Juli 2022), die von «Docu Media Schweiz» für SRF bereitgestellt wurden.
3000 Gesuche seit 2017
Insgesamt wurden in den letzten fünf Jahren in der Schweiz rund 3000 Baugesuche für Swimmingpools und Jacuzzis in private Häuser gestellt.
In absoluten Zahlen wurden am meisten Gesuche für Pools in Waadt (521), Aargau (267), Basel-Land (257), Zürich (233) und im Tessin (230) eingereicht.
Auf die Haushalte heruntergebrochen haben laut den Daten von «Docu Media Schweiz» in folgenden Gemeinden prozentual am meisten Haushalte Anträge für einen neuen Swimmingpool in den Garten oder in den Keller gestellt: Romont (3.3 Prozent der Haushalte), Brione sopra Minusio (2.9 Prozent), Villars-Epeney (2.7 Prozent).
Tessiner Dorf mit 120 Pools
Für die Tessiner Gemeinde Brione sopra Minusio bedeutet das konkret: Rund jedes dreissigste Haus hat in den letzten fünf Jahren ein Gesuch für den Bau eines Swimmingpools eingereicht. Das ist brisant, weil derzeit im Tessin – wie auch in anderen Kantonen – wegen des trockenen Sommers zum Wassersparen aufgerufen wird.
Brione sopra Minusio hat 465 Einwohnerinnen und Einwohner und 120 Swimmingpools. Von der «Rundschau» mit der hohen Pooldichte in Brione konfrontiert, verteidigt sich Gemeindesekretär Giorgio Cavalli: Die Zahl werde vor allem von Ferienhausbesitzern und -besitzerinnen in die Höhe getrieben. In den vergangenen fünf Jahren seien in der Gemeinde zehn neue Gesuche für Pools eingegangen.
Laut Giorgio Cavalli belasten die Pools die Wasserbilanz der Gemeinde nur mässig. «Die Gemeinde hat drei Quellen und oberhalb des Dorfes einen Speicherteich. Dadurch haben wir hier eine entspanntere Situation als an anderen Orten», sagt der Gemeindesekretär von Brione sopra Minusio. Sie haben dennoch Flyer mit einem Aufruf zum Wassersparen verteilt, unter anderem mit dem Hinweis, keine Schwimmbäder mehr zu füllen.
«Es muss ein Umdenken stattfinden»
«Es zeigt, dass man den individuellen Nutzen höher gewichtet als den kollektiven Nutzen. Das können wir uns nicht mehr leisten.» So reagiert die grüne Tessiner Nationalrätin Greta Gysin auf die Recherche von «Rundschau» und SRF Data. «Es kann nicht sein, dass man Pools in Ferienhäusern baut und sich die lokale Bevölkerung gleichzeitig einschränken muss.»
«Es zeigt mir, dass das Bewusstsein noch nicht überall da ist, was Klimaveränderung bedeutet», so Gysin weiter. Die Trockenperioden im Tessin würden zunehmen. «Wenn sich die Baugesuche für Swimmingpools verdoppeln, sind wir von einem Bewusstsein noch weit entfernt.»
Lasten Pools auf Trinkwasserreserven?
Die Zahl der Swimmingpools steigt in der Schweiz Jahr für Jahr. Wie stark belasten diese den Wasserverbrauch? Die Antwort von Christos Bräunle, Leiter Kommunikation beim Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW: «Über ein ganzes Jahr und alle Einwohner und Einwohnerinnen der Schweiz betrachtet, machen private Swimmingpools einen geringen Anteil des Trinkwasserverbrauchs aus.»
Weiter schreibt Bräunle auch: «Da Wasserknappheit in der Schweiz jeweils lokal auftritt, sind Massnahmen wie der Verzicht auf das Nachfüllen von Pools, in Gemeinden, in denen die Bevölkerung über Swimmingpools verfügt, wichtig und einfach umsetzbar.»