Dass sich der Klimawandel auf Qualität und Ökologie von Gewässern auswirkt, ist bekannt. Forschende der Eawag, des Wasserforschungsinstituts des ETH-Bereichs, zeigen nun auf, dass es für unsere Wassersysteme mindestens genauso entscheidend ist, mit welchen Massnahmen der Mensch auf das veränderte Klima reagiert – etwa in der Landwirtschaft oder bei der Wasserkraft.
Welche Auswirkungen also kann die Wasserentnahme durch die Landwirtschaft haben? «Es kann dazu führen, dass in diesen Gewässern anschliessend Wasser fehlt für diejenigen Tiere und Pflanzen, welche dort leben.» Dies sagt Christian Stamm, stellvertretender Leiter der Abteilung Umweltchemie bei der Eawag.
Dies führe dazu, dass sich auch die Temperaturen in Trockenperioden noch stärker erwärmen könnten. «Es kann auch Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung haben, insbesondere in ländlichen Gebieten.»
Machen die Bauern zu wenig?
Laut dieser Prognose wird es im Mittelland also wegen des Klimawandels häufiger und länger trocken sein. Wie kann sich die Schweizer Landwirtschaft darauf vorbereiten? «Es gibt mehrere Möglichkeiten: Man kann die Bewässerung optimieren; mit Bodensonden schauen, wann man bewässern muss. Der Boden muss schonend bewirtschaftet werden», sagt Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands.
In der Studie der Eawag steht, dass im Bereich Landwirtschaft neue Nutzpflanzen nicht nur aufgrund ihrer Klima-Nische und Anbaufähigkeit bewertet werden sollen, sondern auch hinsichtlich ihres Wasserbedarfs und Fussabdrucks von Düngemitteln und Pestiziden in den Gewässern. Mais braucht beispielsweise deutlich weniger Wasser als Kartoffeln. Haben wir ein Problem, wenn wir nur noch Mais anstatt Kartoffeln anpflanzen würden?
Hier können Sie die Studie nachlesen
Ja, meint Rufer. «Die Landwirtschaft möchte das produzieren, was die Konsumenten schliesslich auch kaufen.» Deshalb mache es Sinn, dass die Bauern auch Kartoffeln produzieren, wenn sie gekauft würden. «Ansonsten werden sie importiert aus Ländern, wo möglicherweise zu 100 Prozent bewässert wird.»
Die Landwirtschaft möchte das produzieren, was die Konsumenten schliesslich auch kaufen.
Rufer wehrt sich gegen die Kritik, der Bauernverband würde nicht genug machen, um die Schweizer Gewässer zu schonen. «Wir gehen sorgsam mit den Gewässern um. Wir bewässern nur dann, wenn es wirklich nötig ist.»
«Alle Bereiche sind gefragt»
Christoph Hagenbuch ist SVP-Kantonsrat aus dem Kanton Aargau und Präsident des Aargauischen Bauernverbandes. Gemäss ihm hat das Bewässern einen relativ simplen Grund: «Wir bewässern hauptsächlich zur Qualitätssicherung. Der Konsument will schöne Runde Kartoffeln, nicht verplatzte.»
Nicht überall auf seinem Hof ist Hagenbuch aber auf Wasser angewiesen. «Wir bauen sehr viel Kulturen an, welche keine Bewässerung brauchen: Getreide, Futterbau oder auch Mais.»
Christian Stamm von der Eawag sieht das Problem aber nicht nur bei der Landwirtschaft: «Neben der Landwirtschaft sind auch die Verwaltungen, Branchen oder auch die ganze Lebensmittelwertschöpfungskette gefragt. Produkte und Produktionssysteme müssen gefördert werden, welche klimaresilient sind. Systeme also, die damit umgehen können, in Trockenperioden zu produzieren.» Zudem muss gemäss dem Bericht auch die Wasserkraft optimiert werden. Auch diese sei aufgrund der starken Nutzung in der Schweiz nicht nachhaltig.