Der Trend zum Hobby-Imkern ist ungebrochen. Rund 1.4 Milliarden Bienen sammeln alleine im Kanton Bern Honig. Und: Immer mehr von ihnen fliegen zu einem Bienenstock, der in der Stadt steht.
So hat sich die Anzahl der Bienenstöcke auf Schweizer Hausdächern oder Stadtbalkonen in den letzten Jahren verdoppelt – auf sechstausend Stück. Dies zeigt eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, die Mitte April publiziert wurde.
Imkern in Stadt ist nicht nachhaltig
Das Imkern rund um Haus und Hof birgt aber auch Risiken: Die Nahrung wird für die Bienen knapp, wenn viele von ihnen in kleinem Umkreis leben.
Denn die Anzahl Blüten und Grünflächen haben nicht gleich stark zugenommen. «In keiner der untersuchten Städte war die Imkerei ökologisch nachhaltig», sagt Studienautor Marco Moretti.
Vor allem Lugano, Zürich und Luzern hätten eine stark negative Bilanz. Er warnt, dass Wildbienen durch die gehaltenen Honigbienen gefährdet würden.
Ein Pionier der Stadt-Imkerei ist Lukas Riechsteiner. Vor 15 Jahren startete er in Luzern – heute hat er über 100 Völker auf dem Stadtgebiet. Auch er sieht die Folgen des Booms und sagt selbstkritisch: «Man sollte ein Kataster anlegen und erfassen, wie viele Honigbienen es wo verträgt.» Auch wenn dies bedeute, dass er eigene Völker umsiedeln müsste.
Dazu kommt: Bienenvölker können auch krank werden, Seuchen entwickeln. Diese muss man bekämpfen.
Werde aber ein Bienenstock nicht beim Veterinärdienst gemeldet, kann man diesen auch nicht kontrollieren. «Dies stellt eine Gefahr dar für andere Bienenvölker dar», sagt Marianne Tschuy von apiservice, dem Beratungszentrum des Branchenverbands der Imkerinnen und Imker.
Grundkurs soll Ärger abwenden
Man beobachte, dass Neulinge oft versäumten, die Registrierung zu machen. Die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft fordert deshalb eine bessere Regulierung für städtische Imkerinnen und Imker.
Wer fischen will, braucht auch ein Patent.
Hier setzen regionale Bienenzüchter-Vereine an – sie bieten Grundkurse und Weiterbildungen zum Halten und der Pflege von Bienen an. Auch sie machen sich seit einigen Jahren dafür stark, dass Hobby-Imkerinnen und Imker eine Art «Fahrausweis» für das Halten von Bienen machen müssen.
Denn das Gesetz erlaubt das Halten von Bienen allen Interessierten. «Wer fischen will, braucht auch ein Patent», sagt Thomas Wegmüller vom Dachverband der Berner Imkerinnen und Imker. Wenn man sich ein Bienenvolk kaufe und dieses dann sich selber überlasse, verursache man viel Ärger. Deshalb empfehle er allen, einen Grundkurs und Weiterbildungen zur Bienenpflege zu machen.
Bis ein solcher «Fahrausweis» in der Schweiz aber obligatorisch werden könnte, dürfte es noch einige Jahre dauern.