Der russische Angriffskrieg in der Ukraine trifft die Schweizer Baubranche ins Mark – und führt zu Verzögerungen und Mehrkosten bei Bauprojekten. Jüngster Fall ist die 95 Millionen Franken teure Festhalle auf dem Berner Expo-Gelände.
Im neuen Eventkomplex sollen nun erst 2025 die ersten Konzerte steigen – ein Jahr später als geplant. Wegen der Preissteigerung will sich die Messepark Bern AG «nicht dem Druck aussetzen, ausgerechnet in der schwierigsten und teuersten Phase seit Jahren» Baumaterialien beschaffen zu müssen.
Festhalle kostet mehr
«Wir haben etwa 5 bis 8 Prozent Mehrkosten wegen den verteuerten Rohstoffpreisen», sagt Jürg Stöckli, Verwaltungsratspräsident der Messepark Bern AG, zu SRF News. Dies entspreche Zusatzkosten von bis 7.5 Millionen Franken. Die von der öffentlichen Hand mitfinanzierte Festhalle würde somit die 100-Millionen-Marke überschreiten.
Als Kostentreiber erweisen sich insbesondere die Stahlpreise, die regelrecht explodiert sind. 2020 kostete die Tonne Stahl gut 700 Franken. Aktuell sind es mit über 1600 Franken mehr als das Doppelte.
Teuerung trifft neues Oberwalliser Spitalzentrum
Der Preisschub bereitet Hugo Burgener, Direktor des Spitalzentrums Oberwallis, Kopfzerbrechen. Denn der Kanton Wallis investiert 137 Millionen in den Ausbau des Spitals in Brig. Die enorme Teuerung sprengt den geplanten Kostenrahmen, wie erste grobe Berechnungen von Ingenieuren und Architekten zeigen.
«Wir gehen davon aus, dass sich der Bau um bis zu 12 Prozent verteuert. Wir reden von einer Kostensteigerung von 15 bis 18 Millionen Franken», sagt Burgener zu SRF News. Denn alleine für das neue Spital in Brig sollen 1500 Tonnen Stahl verbaut werden. Noch viel mehr ist es bei Milliardenprojekten wie dem Autobahnausbau oder der Rhone-Korrektur.
Baumeister drängen auf einheitliche Lösung
Alain Métrailler, Präsident des Walliser Baumeisterverbandes, ist alarmiert: «Anfang April hatten wir beim Material eine Preissteigerung von 25 Prozent. Jetzt sind wir wahrscheinlich schon bei fast 50 Prozent.» Der Baumeisterverband drängt nun auf eine einheitliche Lösung, wie extreme Teuerung abgerechnet werden soll.
Bereits jetzt ist klar, dass für den Ausbau des Spitals Brig ein Nachtragskredit nötig wird. Der Walliser Staatsrat Franz Ruppen (SVP) sagt, dass man die Mehrkosten genau dokumentieren müsse. «Dann schauen wir gemeinsam nach Lösungen für die Baustellen, die jetzt am laufen sind.» Der Kanton hat jetzt eigens eine Taskforce eingesetzt, die über die weitere Preissetzung bestimmen soll.
Ohne Nachkredit geht es nicht
Für das Oberwallis ist die Erweiterung des Spitals in Brig elementar. Denn in der Region wird es künftig nur noch ein Krankenhaus geben, da das Spital in Visp wegfällt. Darum ist Hugo Burgener zuversichtlich, dass keine Redimensionierung des Projektes nötig sein wird.
Politikerinnen und Politiker hätten sich einheitlich geäussert. «Das Oberwallis und unsere Bevölkerung haben das Recht auf ein gutes Spital. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir die zusätzlichen 15 bis 18 Millionen Franken vom Grossen Rat erhalten und das Spital wie geplant bauen können.» Das erweiterte Spital in Brig soll 2028 eröffnet werden – wenn es denn nicht zu weiteren Verzögerungen kommt.
Die neue Berner Festhalle kämpft derweil mit weiteren Problemen, die nichts mit der aktuellen Krise zu tun haben. Das Baubewilligungsverfahren ist nämlich noch nicht abgeschlossen. Derzeit seien zwei Einsprachen hängig, schreibt die Investorin.