«Kollegen wir haben folgenden Auftrag: Wir müssen dem Bach entlang ausholzen.» Joel Bürki gibt seinen Zivilschutz-Kollegen den Auftrag für den Tag bekannt. Die Männer befinden sich im Wiederholungskurs der Zivilschutzorganisation der Region Kirchberg. Während einer Woche sind sie im Einsatz und führen für verschiedene Gemeinden Holzarbeiten an den Bächen aus.
Zivilschutz in Alarmbereitschaft
In den Wiederholungskursen üben die Männer für den Ernstfall: also Überschwemmungen oder Unwetter, wie sie diesen Sommer vorkamen. «In diesem Sommer waren wir immer in Alarmbereitschaft», erklärt Kommandant Dominique Bösiger. Es sei natürlich schrecklich, dass es zu diesen Unwettern gekommen sei. «Umso mehr müssen wir sofort einsatzfähig sein und so schnell wie möglich in den Regionen oder Gemeinden helfen», so Bösiger weiter. Und: Umso wichtiger sei, dass sie genügend Leute hätten.
Ein Grund für den Rückgang beim Zivilschutz sei ein neues Gesetz, das 2021 in Kraft trat, erklärt Kommandant Bösiger. Dieses habe den Einsatz der Zivilschutzleistenden um mehrere Jahre verkürzt. Zudem stellt er fest, dass er sich in Konkurrenz mit dem Militär und dem Zivildienst befinde. «Wir merken, dass wir in gewissen Fachbereichen grosse Mühe haben, Leute zu rekrutieren. Zum Beispiel Köche», so Bösiger. Diese würden auch im Militär gebraucht und deshalb oft dort zugeteilt.
Der Zivildienst wurde eingeführt für Personen, die zwar militärdiensttauglich wären, aber den Militärdienst nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Wer als militärdienstuntauglich beurteilt wird, kann dem Zivilschutz zugeteilt werden, sofern er die nötigen Kriterien erfüllt.
Ständerat folgt dem Bundesrat
Neu will der Bundesrat Zivildienstleistende bei Bedarf verpflichten, einen Teil ihrer Dienstpflicht im Zivilschutz zu leisten. Der Ständerat führte am Morgen die Debatte.
SP-Ständerätin Franziska Roth ist gegen die Pläne des Bundes: «Zivildienstleistende arbeiten in Spitälern oder in Heimen, und zwar über Monate hinweg. Wenn sie dort für Wiederholungskurse im Zivilschutz herausgerissen werden, ist das absurd und gefährlich für das Gefüge unserer Gesellschaft», so Roth im Stöckli. Zivildienst sei ein wichtiges Gerüst für das Funktionieren der Institutionen wie Schulen oder Spitäler.
Bei der Debatte im Rat meint Mitte-Ständerätin Andrea Gmür: «Es geht keineswegs darum, den Zivildienst zu schwächen.» Im Gegenteil, es gehe um die öffentliche Sicherheit, so Gmür. «Es geht ganz klar darum, die Sicherheit zu stärken. Der Zivilschutz ist Teil der zivilen Verteidigung, und da geht es eben darum, die Bevölkerung im Katastrophenfall zu schützen.»
Roth kämpfte auf verlorenem Posten, der Ständerat folgte dem Bundesrat mit 33 zu 9 Stimmen deutlich. Die zweiteilige Vorlage geht nun an den Nationalrat.
Sollte die Vorlage auch in der Grossen Kammer eine Mehrheit finden, überlegt sich Roth, das Referendum zu ergreifen.
Wir können Zivildienstler im Zivilschutz sicher brauchen.
Zurück bei Zivilschutz-Kommandant Dominique Bösiger und seinen Männern. Könnte er denn die «Zivis» – wie die Zivildienstleistenden genannt werden – überhaupt brauchen? «Wir können Zivildienstler im Zivilschutz sicher brauchen. Wir haben genug Arbeit, man kann sie in den verschiedenen Fachbereichen, wo sie ihre Stärken haben, exzellent einsetzen.»