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Wegen Verbot in der Schweiz Jagd mit Pfeil und Bogen: Schweizer Jäger weichen ins Ausland aus

In der Schweiz ist die Jagd mit Pfeil und Bogen verboten. Trotzdem gehen immer mehr einheimische Jägerinnen und Jäger auf diese Art auf die Pirsch. Dafür weichen sie ins grenznahe Ausland aus. So zum Beispiel der Bündner Martin Meiler.

Das Virus hat ihn vor sechs Jahren infiziert. Seither lässt den Bündner Martin Meiler die Jagd mit Pfeil und Bogen nicht mehr los: «Man ist viel näher dran an den Tieren und der Natur. Und die Jagd ist viel anspruchsvoller, das macht es so reizvoll.»

Tatsächlich sind die Chancen, ein Tier mit Pfeil und Bogen zu erlegen, etwa zehnmal kleiner als mit dem Gewehr. Die Herausforderung: Die Pfeile fliegen weniger weit und weniger schnell, deshalb muss man sich viel näher an die Tiere anpirschen. Beim kleinsten Geräusch oder der falschen Windrichtung ist die potenzielle Beute auf und davon.

Zum Bogenjagen nach Italien

Martin Meiler aus Flims reist regelmässig nach Italien, um dort mit Pfeil und Bogen zu jagen. «10 vor 10» begleitet ihn auf einem Jagdausflug in das Piemont. In den letzten sechs Jahren hat er schon rund zwei Dutzend Tiere geschossen, darunter Wildschweine, Hirsche und Rehe.

Auch wenn diese Jagd in der Schweiz aus Gründen des Tierschutzes verboten ist, ist Martin Meiler überzeugt, dass ein Tier nicht länger leiden müsse, wenn die Bogenjagd sauber ausgeführt werde.

Behörde sieht «unnötiges Leid»

Anders sieht man das beim Bundesamt für Umwelt (Bafu). Wie Sprecherin Rebekka Reichlin sagt, kann es schnell zu Fehlschüssen kommen. Und zwar, weil es beim Loslassen des Pfeils ein Geräusch von der Bogensehne gibt. Dieses könne das Tier erschrecken und zusammenzucken lassen. Und so treffe der Pfeil oft nicht tödlich, sondern verletze das Tier nur. «Das kann zu unnötigem Leid führen», so Reichlin.

Nichtsdestotrotz erfreut sich die Jagd mit Pfeil und Bogen zunehmender Beliebtheit. Allein in Nordamerika gibt es mittlerweile drei Millionen Jägerinnen und Jäger, die so auf die Pirsch gehen. Auch in der Schweiz wollen immer mehr Leute auf diese Art jagen.

Bogenjagd wird beliebter

Der Bündner Bogenjagd-Experte Martin Meiler hat in den letzten Jahren schon Dutzende von Schweizerinnen und Schweizern bei Weiterbildungen in Italien begleitet. «Vor allem bei der jüngeren Jägerschaft sieht man einen Trend zur Bogenjagd. Die Leute suchen wieder das Ursprüngliche und Einfache, weg von zu viel Hightech hin zur Natur», sagt der Bündner.

Beim Jagdausflug ins grenznahe Piemont hat Martin Meiler diesmal kein Glück. Zwar treten drei Rehe auf eine Lichtung und fressen vom ausgestreuten Mais. Die Tiere stehen in perfekter Schussdistanz von etwa 15 Metern. Martin Meiler zielt mit seinem Bogen vom Hochsitz, doch in dem Moment schrecken die Tiere hoch und rennen davon. Möglicherweise hat sie ein Geräusch oder eine Bewegung des Jägers gestört.

Der 63-jährige Bündner nimmt es gelassen: «Das kann bei der Jagd passieren. Es war trotzdem ein spannender Abend, die Tiere so hautnah mitzuerleben.» Auch ohne Erfolg ist die Faszination der Bogenjagd für Martin Meiler ungebrochen. Seinen nächsten Jagdausflug in das Piemont hat er schon geplant.

10 vor 10, 10.03.2025, 21:50 Uhr

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