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Wie schwierig es ist, im Stadtwald Rehe zu jagen
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 21.11.2024. Bild: Thomas Pressmann/SRF
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Wegen Wildschäden Mit Eventjagd gegen zu viel Wild im Stadtwald

Rehe lieben Stadtberner Wälder, die Jäger meiden sie. Waldbesitzer veranstalten Events – und wollen den Wald schützen.

Das Reh liegt am Boden. Die Zunge draussen, das ist Leben entwichen. Aus dem aufgeschnittenen Bauch dampft es. «Es war ein sauberer Schuss», sagt der Schütze André Schätz. Seine Einschätzung: «Das Tier hat nicht gelitten.»

Totes Reh
Legende: Das Reh wurde beim Eindunkeln im Bremgartenwald erlegt. Die Jäger entfernen angeschossene Organe. Thomas Pressmann/SRF

André Schätzle musste lange warten, bis er schiessen konnte. Über eine Stunde sass er regungslos auf einem Hochsitz im Bremgartenwald bei Bern. So wie 16 andere Jägerinnen und Jäger an diesem frühen Novemberabend auch. Sie alle wurden zur Jagd eingeladen – und zwar von der Waldbesitzerin. Es ist die Berner Burgergemeinde, welche über viel Wald im Kanton Bern verfügt. Sie sorgt sich um die Gesundheit des Waldes.

Das Problem der vielen Rehe

Der Burgergemeinde geht es um nicht weniger als um das Überleben des Bremgartenwaldes. Der Wald, nahe der Stadt Bern, zerschnitten von der Autobahn, ist trotz Stadtnähe ein Tummelfeld für Rehe. Natürliche Feinde? Fehlanzeige! Nur die Jägerinnen und Jäger können den Bestand in Schach halten. Das Problem: Der Bremgartenwald ist kein beliebtes Jagdrevier. Das hat seine Gründe.

Viele Menschen haben kein Verständnis für die Jagd.
Autor: Philipp Egloff Co-Leiter Forstbetrieb Burgergemeinde Bern

Philipp Egloff ist Co-Leiter des burgerlichen Forstbetriebs. Er wünscht sich mehr Jägerinnen und Jäger - und deutlich weniger Rehe. «Die Situation hier ist speziell», sagt Egloff und meint damit die Stadtnähe. Der Wald sei als Ausflugsgebiet und Erholungsraum bei den Bernerinnen und Bernern beliebt. «Diese Personen haben oftmals kein Verständnis für die Jagd.» Dabei sei diese enorm wichtig.

Wie stark sind die Wildschäden?

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Das Wildschadengutachten des Kantons Bern zeigt alle zwei Jahre, wie stark die Schäden an den Wäldern durch Wildverbiss sind. Analysiert wird, ob sich der Wald verjüngen kann. Auffällig: Die Stadtnahen Wälder sind oftmals orange oder sogar als rot klassifiziert. Heisst: Hier verjüngt sich der Wald nicht mehr, die Bäume wachsen schlecht nach. Bei neuen Baumarten, die besser an den Klimawandel angepasst sind, ist das im Bremgartenwald besonders der Fall.

Seit 10 Jahren versucht die Burgergemeinde Bern, mit Jagdevents die Jägerinnen und Jäger anzulocken. Sie organisiert die Jagd, serviert ein Abendessen und hat auch die Ansitze – Orte, wo Jägerinnen und Jäger auf Rehe warten können – eingerichtet.

Hochsitz im Wald
Legende: Solche Hochsitze hat die Burgergemeinde extra für die Jägerinnen und Jäger eingerichtet. Thomas Pressmann/SRF

An diesem kalten Novemberabend ist der Auftrag an die Jagdgemeinschaft somit klar: Rehe schiessen. Die Jägerinnen und Jäger verharren über eine Stunde an einem Ort und warten. Der Einladung gefolgt ist auch David Santschi.

Er jagt hier nicht zum ersten Mal und kennt die spezielle Situation. «Bin ich hier im Wald mit einem Gewehr unterwegs, werde ich fast immer angesprochen.» Und zwar nicht nur freundlich: «Gewisse Leute sind aggressiv und beschimpfen uns als kaltblütige Mörder.» Es tue deshalb gut, den Support der Burgergemeinde zu haben.

Trotz der vielen Menschen: Die Jagd hier ist sicher.
Autor: David Santschi Jäger

Die vielen Menschen im Wald stellen für den erfahrenen Jäger kein Problem dar. «Wir sind gut ausgebildet – für die Leute ist unsere Jagd ungefährlich.»

Porträt
Legende: David Santschi ist viel im Wald unterwegs. Im Bremgartenwald jagt er aber nicht so gerne. Thomas Pressmann/SRF

An diesem Abend wird ein Reh geschossen. Die Jägerinnen und Jäger schätzen, dass rund 80 davon im Bremgartenwald leben. Viel Aufwand für ein Reh weniger – ist das nicht eine etwas magere Ausbeute? Gastgeber und Co-Forstleiter Philipp Egloff sagt es so: «Hauptsache ist, dass wir mit dem Anlass den Jägerinnen und Jäger die Jagd bei uns schmackhaft machen können.»

Gruppe Jägerinnen und Jäger
Legende: Der Jagdevent der Burgergemeinde Bern hat sich etabliert. Thomas Pressmann/SRF

Trotzdem analysiert die Burgergemeinde zusammen mit der Jagdgesellschaft diese Events – die Effizienz soll gesteigert werden. Die Jägerinnen und Jäger können sich beispielsweise vorstellen, dass die Rehe mit Futterpflanzen angelockt werden. Nicht infrage kommt die Jagd mit Hunden. Dafür sei das Verständnis in der stadtnahen Bevölkerung nicht vorhanden.

Menschen an einem Tisch
Legende: Zurück in die Wärme: Nach langem Warten im Wald gibt es für die Jägerinnen und Jäger ein Nachtessen. Thomas Pressmann/SRF

Für diesen Abend ist die Jagd im Bremgartenwald zu Ende. Im Forstzentrum der Burgergemeinde gibt es für die Jagdgesellschaft Zopf und Hammen sowie eine warme Suppe und kühles Bier. Die Jägerinnen und Jäger tauschen ihre Erfahrungen aus. Das geschossene Reh wurde mittlerweile in einer Plastikbox verstaut.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 21.11.2024, 06.31 Uhr

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