Für viele unvorstellbar: Weihnachten ohne die betagten Eltern oder Grosseltern. Noch unvorstellbarer: Die Liebsten mit dem Coronavirus anzustecken.
Da fragt sich mancher, ob er einen präventiven Coronatest machen soll, um eine Infektion unter dem Weihnachtsbaum zu vermeiden. Wissenschaftsredaktor Daniel Theis sagt, ob das eine gute Idee ist.
SRF News: Machen präventive Tests Sinn?
Daniel Theis: Auf den ersten Blick erscheint das sinnvoll, doch ein präventiver Test hat einige Tücken. Wer sich gesund fühlt, aber denkt, dass er doch Corona hat, kann sich auf eigene Kosten testen lassen. Ein positives Resultat bedeutet, dass man sofort in Isolation muss, um andere nicht anzustecken. Dann kann man sagen, gut, habe ich das noch herausgefunden und schütze so meine Mitmenschen und Familie.
Wichtig ist, dass man sich über die beschränkte Aussagekraft eines negativen Resultats im Klaren ist. Es ist immer nur eine Momentaufnahme.
Ein negatives Resultat ist aber kein Freipass. Weil es keine Garantie gibt, dass ich am nächsten Tag weiter negativ bin. Ein negatives Resultat darf also nicht dazu verleiten, alle Vorsicht über Bord zu werfen.
Warum?
Stellen Sie sich vor: Sie haben sich unbemerkt gestern oder vorgestern angesteckt und gehen heute zum Test. Dieser wird ziemlich sicher negativ ausfallen. In etwa 2-3 Tagen werden Sie allenfalls infektiös sein und kurz darauf Covid-19 Symptome entwickeln. Oder auch nicht, wenn Sie asymptomatisch Corona haben.
Im Prinzip können Sie bei einem negativen Test nur dann einigermassen sicher sein, wenn Sie keine Kontakte in den letzten 10-14 Tagen hatten und Corona auch nicht durch andere Personen wie Partner oder Kinder in Ihren Haushalt gekommen ist. Wenn Sie aber 10-14 Tage keine Kontakte hatten, dann brauchen Sie auch den Test nicht. Aber klar, wirklich kontaktfrei leben geht kaum, deshalb wird es bei den meisten ein gewisser Graubereich sein.
Zu welchem Zeitpunkt soll man testen?
Wenn, dann soll man sich möglichst zeitnah vor dem Fest testen lassen. Falls dies viele Leute tun, wird es aber zu Engpässen kommen.
Wer soll sich testen?
Menschen, die einen klaren Verdacht auf einen Risikokontakt haben, sich aber gesund fühlen. Wer sich nicht gut fühlt, soll sowieso zum Test, die Symptome die in Frage kommen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen sind momentan sehr weit gefasst.
Die Empfehlung mit der Vorweihnachts-Beschränkung ist sicher sehr sinnvoll. Wer das einhalten kann, sollte dies tun – also möglichst niemanden treffen.
Ein Risikokontakt kann einem die SwissCovid App anzeigen – dann ist der Test bezahlt – oder die Warnung durch eine infizierte Person.
Welche Testart soll man wählen?
Für Personen ohne Symptome ist der PCR Test die erste Wahl, weil er auch eine tiefere Viruslast entdecken kann. Antigen Schnelltests sind für asymptomatische Personen nicht validiert in der Schweiz. Diese werden aus Effizienzgründen zwar trotzdem bei sogenannten Massentests eingesetzt, im Wissen, dass man Personen mit wenig Viren allenfalls verpasst.
Was kann man noch tun, um die betagten Eltern oder Grosseltern nicht zu gefährden und dennoch zu treffen?
Die Empfehlung mit der Vorweihnachts-Beschränkung ist sicher sehr sinnvoll. Wer das einhalten kann, sollte dies tun – also möglichst niemanden treffen, wenigstens in den 7 Tagen vor dem Fest, noch besser 10-14 Tage vorher. Wer nicht zu Hause arbeiten kann, hat aber auch Möglichkeiten: Kaffeepausen und das Mittagessen mit den Kolleginnen und Kollegen auslassen.
Und an Weihnachten selbst, sich so verhalten, dass man das Virus möglichst nicht weitergibt, falls man es doch hat. Zur Risikominimierung den Abstand einhalten, nicht allzu laut sprechen, nicht lauthals lachen, nicht singen. Und sich gut die Hände waschen, vor allem wenn man sich an die Nase gefasst hat.
Die Fragen stellte Claudia Blangetti.