Auch wenn Produktion und Import unterdessen hochgefahren wurden, sind Schutzmasken in der Schweiz immer noch Mangelware. Im Internet gibt es unterdessen einige Anbieter. Darunter aber auch dubiose Portale und Abzocker. Bund und Kantone haben ihre Gratis-Vorräte in erster Linie für Spitäler und andere Institutionen aus dem Gesundheitswesen reserviert.
Wochenlang erfolglos gebettelt
Das Nachsehen haben zum Beispiel manche Altersheime und Menschen, die zu Hause ihre Angehörigen pflegen – oder Verbände, die sich für Behinderte und Kranke einsetzen. So bemühte sich die Schweizerische Muskelgesellschaft wochenlang erfolglos bei diversen staatlichen Stellen um das Schutzmaterial.
Der Frust bei Kurt Broger, Mediensprecher der Schweizerischen Muskelgesellschaft, ist gross: «Man sagt uns, wir seien nicht berechtigt, Masken zu beziehen, weil wir keine medizinische Institution seien.» Der Verband hat darauf bei verschiedenen Firmen in der Privatwirtschaft angeklopft. Dort kam immerhin so viel zusammen, dass die Muskelgesellschaft nun einen gewissen Notbedarf abdecken kann.
«Ein Tropfen auf den heissen Stein», sagt Broger gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Risikogruppe, die enge Betreuung braucht
Dabei sind Menschen mit einer sogenannten spinalen Muskelatrophie hochgefährdet, sollten sie sich mit dem Coronavirus infizieren. Je nach Schweregrad der Krankheit sind nämlich auch die Muskeln, welche die Atmung ermöglichen, stark geschwächt.
Gleichzeitig brauchen viele der Betroffenen eine enge Betreuung im Alltag. So auch Simone Leuenberger, die seit früher Kindheit an spinaler Muskelatrophie leidet. Ihre Betreuerinnen und Betreuer helfen ihr durch den Tag. Beim Aufstehen, Waschen, beim Gang aufs WC, bei den Mahlzeiten, beim Ein- und Aussteigen in den Rollstuhl und vielem mehr. Ihre Helfer könnten dabei den geforderten Abstand von zwei Metern kaum einhalten: «Die Gefahr einer Übertragung ist deshalb sehr gross.» Schutzmasken für sie und ihre Betreuungspersonen seien deshalb unumgänglich.
Ähnlich geht es vielen anderen Menschen in einer ähnlichen Situation. Darunter etwa jene, die zu Hause Angehörige pflegen. Sie brauchen dringend Masken, gehen bei der Verteilung durch die Kantone aber leer aus.
Corona-Hotline des Wohnkantons hilft weiter
Tobias Bär, Sprecher der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) bestätigt das: «Die kantonalen Stellen können nur Anfragen von Organisationen aus dem Gesundheitswesen entgegennehmen. Eine Verteilung an Privatpersonen ist nicht möglich, da die Triage zwischen pflegenden Angehörigen und der restlichen Gesamtbevölkerung schwierig umzusetzen wäre.»
«Espresso» fragt noch bei einzelnen Kantonen nach. Fazit: Für betroffene Privatpersonen könnte sich trotzdem ein Anruf bei der Corona-Hotline des Wohnkantons lohnen. Wer gute Argumente und Gründe habe, der bekomme gratis Schutzmasken, heisst es zum Teil. Andere Kantone können immerhin Tipps geben, wo Betroffene online Masken zu einigermassen fairen Preisen beziehen können.
Update (18.4.): Problem gelöst dank Solidarität
Nach dem Beitrag bei «Espresso» haben sich zahlreiche Hörerinnen und Hörer sowie SRF-Online-User bei der Muskelgesellschaft gemeldet. Man habe Tipps erhalten, wo man Masken bekomme, aber auch konkrete Angebote und kleine und grosse Maskenspenden, sagt Mediensprecher Kurt Broger: «Diese Solidarität hat uns sehr gefreut. Vielen Dank!» Alles in allem sei der Bedarf jetzt für die kommenden Wochen gedeckt, so Broger.