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Sanfter Tourismus ohne Massen am Unesco-Weltnaturerbe Bettlachstock
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 22.06.2023. Bild: SRF/Mario Gutknecht
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Weltnaturerbe Bettlachstock SO Heikle Gratwanderung bei Vermarktung des Unesco-Weltnaturerbes

Der Bettlachstock im Solothurner Jura ist seit kurzem Unesco-Weltnaturerbe. Nun soll das Naturreservat bekannter und touristisch vermarktet werden. Gleichzeitig sollen aber nicht zu viele Leute kommen, damit die Natur nicht leidet – eine schwierige Gratwanderung.

Abschreckende Beispiele gibt es genug. Das kleine Berggasthaus Aescher-Wildkirchli im Kanton Appenzell Innerrhoden. Die Altstadt von Luzern oder die Felsenarena Creux du Van im Neuenburger Jura – alles Orte, an denen der eigentlich angestrebte Tourismus ins Negative zu kippen droht. Zu viele Leute besuchen die Orte und bedrohen den Reiz, den sie eigentlich ausstrahlen sollten.

Genau das soll am Bettlachstock im Solothurner Jura nicht passieren. Dennoch streben kantonale und regionale Tourismusfachleute eine bessere Vermarktung des Gebietes an. Immerhin ist der Bettlachstock seit knapp zwei Jahren offizielles Weltnaturerbe der Unesco. Etwas Spezielles, denn es gibt in der Schweiz nur vier solche Weltnaturerbestätten.

Jahrhundertealter Buchenwald am Bettlachstock

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Legende: Seit 2021 gehört der Buchenurwald am Bettlachstock zum Weltnaturerbe der Unesco. ZVG/Kanton Solothurn

Eigentlich geht das Naturreservat am Bettlachstock auf die Ausbreitung einer invasiven Pflanzenart zurück, auf Neophyten, wie sie heute quer durch die Schweiz bekämpft werden.

Vor rund 10'000 Jahren begannen sich Buchen aus südlichen Regionen in Europa auszubreiten. Begünstigt durch den Rückgang der Gletscher nach der letzten Eiszeit, wuchsen bald quer durch den Kontinent riesige Buchenwälder.

Viele über 200 Jahre alte Buchen

Von diesen Wäldern sind heute allerdings nicht mehr viele übrig. Die Unesco will diese Urwälder darum schützen und hat europaweit Buchenwälder mit zum Weltnaturerbe erhoben.

Teil dieses Unesco-Gebietes ist in der Schweiz neben dem Bettlachstock auch ein Buchenwald im Logano-Tal im Kanton Tessin.

Der Bettlachstock im Solothurner Jura wurde ins Weltnaturerbe aufgenommen, weil er seit knapp 40 Jahren ein Naturreservat ist. Der Wald wird seither nicht bewirtschaftet, sondern sich selber überlassen. Daher finden sich hier viele Buchen, die über 200 Jahre alt sind.

Weitere Unesco-Weltnaturerbestätten in der Schweiz sind die Alpenregion Jungfrau-Aletsch (VS), der Monte San Giorgio (TI) und die Tektonikarena Sardona (SG, GL, GR).

Und genau zu diesem urtümlichen Naturreservat möchte die Politik nun aber mehr Menschen locken. Gelingen soll die Gratwanderung zwischen mehr Vermarktung und Erhalt der Natur-Idylle am Bettlachstock durch ein spezielles Tourismuskonzept.

Man muss ja nicht immer direkt hineinstehen, damit man die Schönheit der Landschaft und der Natur sieht.
Autor: Franziska Schwarz Vize-Direktorin Bundesamt für Umwelt

Ziel des Konzeptes ist es, die Leute zwar zum, aber nicht auf den Bettlachstock zu locken. Dafür wurden an einem gegenüberliegenden Berg, der Wandfluh, unter anderem Info-Tafeln und ein Fernrohr installiert. Von hier aus sollen sich Leute über das Weltnaturerbe informieren und es bestaunen können, ohne das Gebiet direkt zu betreten.

«Man muss ja nicht immer direkt hineinstehen, damit man die Schönheit der Landschaft und der Natur sieht», sagt Franziska Schwarz, die Vize-Direktorin des Bundesamtes für Umwelt. Man könne den Bettlachstock aus der Ferne sehr gut erleben, vielleicht sogar besser als wenn man selber durch den dichten Buchenwald spazieren würde.

Aber ist das Weltnaturerbe auf diese sparsame Weise nicht fast ein bisschen unter Wert verkauft? Reichen ein paar Info-Tafeln, ein Fernrohr und ein Metallrahmen für ein Naturerbe, das globale Bedeutung hat? Ja, das reiche, findet Thomas Schwaller. Der Projektleiter Bettlachstock beim Kanton Solothurn erklärt, man habe das Konzept genau auf das Naturreservat zugeschnitten: «Man müsste den Bettlachstock eigentlich gar nicht in Szene setzen. Er ist, wie er ist.»

Man wolle den Leuten, die sowieso auf dem Jura-Höhenweg unterwegs sind, einfach ein paar zusätzliche Informationen über die einmalige Landschaft und die Bedeutung des Weltnaturerbes mitgeben.

Wanderungen auf den Bettlachstock sind möglich

Beim Tourismusverband der Region Grenchen freut man sich auch über diese sanfte Art der Vermarktung und über die neue «Attraktion» in der Region: «Seien wir ehrlich, wir sind keine grosse Tourismusdestination», sagt Geschäftsführerin Adriana Palermo. Sie hat den Bettlachstock auf der Tourismus-Website bereits nach ganz oben zu den Highlights gestellt.

Für all jene, die sich aber mit der ganz sanften Form des Tourismus nicht zufriedengeben können oder wollen, gibt es geführte Touren auf den Bettlachstock. Auch auf eigene Faust ins Gebiet zu gehen, ist nicht verboten. Allerdings gibt es keine markierten Wege, weshalb die Führungen empfohlen werden. Dafür braucht es dann aber auch noch zünftig Schnauf. Der Buchenurwald am Bettlachstock ist nicht nur Weltnaturerbe, sondern auch ziemlich steil.

SRF1 Regionaljournal Aargau Solothurn, 22.06.2023, 17:30 Uhr ; 

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