In den fünf grössten Schweizer Städten gibt es immer weniger Parkplätze. Zürich, Basel, Bern, Lausanne und Genf haben in den letzten zehn Jahren über 11'000 öffentlichen Parkplätze abgebaut, wie eine Recherche des «Tagesanzeigers» zeigt.
So haben Zürich und Genf seit 2015 über 3000 öffentliche oberirdische Parkplätze aufgehoben. In Lausanne verschwanden mehr als 2500, in Basel und Bern sind es je rund 1500. In den Zahlen berücksichtigt sind alle Arten von öffentlichen Parkplätzen für Autos – also auch alle blauen und weissen Zonen, so der «Tagesanzeiger». Nicht berücksichtigt wurden allerdings öffentliche Parkplätze in Tiefgaragen.
Am stärksten treibt die Westschweiz den Parkplatzabbau voran. Lausanne und Genf bauten seit 2015 je 10 Prozent der öffentlichen Parkplätze ab. Die Stadt Genf will gemäss kommunalem Richtplan bis 2040 weitere 12'000 Parkplätze streichen.
Damit steht sie nicht alleine da. Die Stadt Zürich will den motorisierten Individualverkehr bis 2040 um 30 Prozent reduzieren. Dadurch könnten nochmals über 10'000 Parkplätze wegfallen. Auch die Stadt Luzern plant, bis 2040 die Hälfte aller Parkplätze auf öffentlichem Grund aufzuheben oder umzunutzen.
Weniger Autos – mehr Platz
Für die Städte nehmen die Autos im öffentlichen Raum zu viel Platz ein. Sie wollen mehr Grünflächen und Platz für Velofahrer und Fussgänger. «Die Städte werden immer dichter, deshalb brauchen wir mehr Raum - auch für gewisse Aktivitäten und Veranstaltungen», sagt der Genfer Staatsrat Pierre Maudet. Autos, die den ganzen Tag auf einem Parkplatz stehen, sind ihm ein Dorn im Auge. «Leute, die das Auto am Morgen hinstellen und bis zum Abend stehen lassen, sollen auf den ÖV umsteigen.»
Im Gegensatz zu den öffentlichen Parkplätzen haben private Parkplätze in den Städten zugenommen. Ob diese den Parkplatzverlust kompensieren, kann man aufgrund fehlender Daten nicht sagen.
Der Verkehrsexperte und Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz, Alexander Ehrat, schätzt den Parkplatzabbau jedoch nicht dramatisch ein. «In Städten wie Basel und Lausanne, bei denen wir Daten haben, sehen wir, dass deutlich mehr private Parkfelder hinzugekommen sind als öffentliche abgebaut wurden.» Dies ist auch in der Stadt Zürich der Fall, wie das Tiefbauamt auf Anfrage bestätigte.
Fürs Gewerbe braucht es andere Parkfelder
Die Verlagerung von öffentlichem zu privatem Parkraum sei sinnvoll, sagt Ehrat. «Die Anforderungen an den öffentlichen Raum haben sich verändert. Früher waren sie mehr autozentriert, heute möchte man auch mehr Grünflächen und Raum für den Veloverkehr.»
Kritiker wie der Automobil Club der Schweiz (ACS) befürchten jedoch negative Folgen für Gewerbetreibende und Pendler. Auch der Verkehrsexperte kritisiert, dass es zu wenige Parkplätze fürs Gewerbe gebe. «In Wohnquartieren gibt es sehr wenige oder gar keine weisse Zonen, die ein zeitlich begrenztes Parkieren erlauben. Davon braucht es mehr.» In Zukunft müssten andere Arten von Parkfeldern fürs Gewerbe erfunden werden, sagt Ehrat. «Zum Beispiel könnten Firmen künftig mithilfe der Digitalisierung Parkfelder für gewisse Stunden reservieren.»