Kilian Baumann und Martin Rufer engagieren sich beide für die Schweizer Landwirtschaft. Beide sind sich einig: Die Landwirtschaft müsse klimafreundlicher werden. Beide finden, dass das Modell aus Dänemark nicht direkt auf hiesige Gegebenheiten angewendet werden kann. Danach hören die Gemeinsamkeiten jedoch rasch auf.
Kilian Baumann sitzt für die Grünen des Kantons Bern im Nationalrat und vertritt die Kleinbauern. Er wirft der Schweizer Landwirtschaft vor, dass sie es mit dem Klimaschutz zu wenig ernst nimmt. Er macht dafür unter anderem den grossen Schweizer Bauernverband verantwortlich. «Der Bauernverband – und leider auch das Bundesamt für Landwirtschaft – sind eingeknickt vor der Agrarindustrie.»
Martin Rufer ist Direktor des Bauernverbands und vertritt gegen 50'000 Schweizer Bäuerinnen und Bauern. Für den FDP-Kantonsrat aus Solothurn ist klar, dass es die Bauern selber nicht in der Hand haben, die Landwirtschaft auf klimafreundlich zu trimmen. «Entscheidend ist, dass weniger konsumiert wird. Wenn einfach die Produktion zurückgeht und wir in der Schweiz weniger produzieren, dann importieren wir mehr aus Ländern, in denen die Ökostandards nicht dem Schweizer Niveau entsprechen.»
Bio-Bauer Kilian Baumann aus dem bernischen Suberg ärgert sich über solche Aussagen des Schweizer Bauernverbands. «Mit dieser Position wird sich nichts verändern, wir müssen die Fehlanreize eliminieren und dann die Bevölkerung dazu bringen, dass weniger Fleisch konsumiert wird.» Mit Fehlanreize meint er beispielsweise, dass Futtermittel für Tiere günstig importiert werden darf, was die Fleischproduktion vergünstigt. Oder Werbung für Fleisch vom Staat mit Steuergeldern unterstützt wird.
Auf Pflanzen setzen
Für Baumann und Rufer ist klar, dass Dänemark zu wenig als Vorbild für die Schweiz dienen kann; zu unterschiedlich wird in ihren Augen die Landwirtschaft in den beiden Ländern betrieben. Dänemarks Bäuerinnen und Bauern produzieren zu einem guten Teil für den Export, die Schweizer Landwirtschaft ist viel kleinräumiger und am Binnenmarkt orientiert. Baumann findet, dass aber auch in der Schweiz Anreize gemacht werden sollen, damit Bäuerinnen und Bauern beispielsweise mehr pflanzliche Produkte herstellen – und von der klimafeindlichen Fleischproduktion wegkommen.
Martin Rufer nimmt die Konsumentinnen in die Pflicht und betont, dass die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte sich schon jetzt im Klimaschutz engagieren. «Wir leisten auch einen Beitrag zum Klimaschutz; wir haben Biogasanlagen oder CO₂-Speichermöglichkeiten in den Böden sowie eine angepasste, klimafreundliche Nutztierfütterung.»
Klimaschutz ja, aber wie genau – darüber herrscht in der Schweizer Landwirtschaft noch keine Einigkeit.