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Weniger CO₂ dank Abwärme Die Hälfte der Gewächshäuser könnte klimafreundlicher werden

  • Mit der Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlagen könnte in der Schweiz die Hälfte der Gewächshäuser beheizt werden. Das zeigt eine Studie der ETH Zürich.
  • Entsprechende Projekte stossen jedoch immer wieder auf Widerstand.
  • Die Schwierigkeit: Die Treibhäuser müssen jeweils in unmittelbarer Nähe zu den Kehrichtverbrennungsanlagen stehen.

Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) liefern Fernwärme und heizen Häuser. Das ist Standard. Trotzdem geht viel Restwärme verloren. Diese ist zu kühl, um sie über weite Strecken zu transportieren. Die Lösung: die Wärme von rund 40 Grad in der Umgebung zu nutzen, um Gewächshäuser zu heizen.

Blick auf die Beete in einem Treibhaus.
Legende: Tomaten oder frische Salate mitten im Winter – dank Treibhäusern ist das machbar. ZVG/Forster-Gruppe

An einigen Orten geschieht das auch schon, etwa in Oftringen AG, Hinwil ZH und Sant’Antonio TI. Dort sorgt die Wärme der KVAs dafür, dass Salat, Gurken und Tomaten wachsen. Das Potenzial wäre jedoch noch deutlich grösser.

Ein Gewächshaus aus der Vogelperspektive.
Legende: Hinter dem Gewächshaus der Forster-Gruppe in Oftringen verläuft die Autobahn, direkt daneben ist die Kehrichtverbrennungsanlage. Kein typischer Standort für ein Gewächshaus. Der Standort wurde extra so gewählt, damit die Abwärme der KVA genutzt werden kann. ZVG/Forster-Gruppe

In der Schweiz gibt es Treibhäuser auf einer Fläche von rund 400 Hektaren. Ein grosser Teil davon werde fossil geheizt, erklärt die Umweltingenieurin der ETH Zürich Vanessa Burg. Es würde jedoch Sinn ergeben, auf Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlagen zu setzen: «Es sind dreimal weniger CO₂-Emissionen, als wenn man die Treibhäuser fossil beheizt», so Burg. Für etwa die Hälfte der Gewächshäuser würde die Abwärme reichen.

Eine Frau sitzt am Bürotisch vor ihrem Computer und lächelt.
Legende: Vanessa Burg beschäftigt sich an der ETH Zürich mit der Nutzung von Abwärme aus Kehrichtverwertungsanlagen. SRF

Jedoch gibt es ein grosses Problem: Die Gewächshäuser stehen an den falschen Stellen, also nicht dort, wo die Abwärme aus den KVAs verfügbar ist. Und neue Gewächshäuser bauen, ist gar nicht so leicht.

Das zeigten etwa die Beispiele in Trimmis GR und Glarus Nord. Dort konnten keine Treibhäuser neben die Kehrichtverbrennungsanlagen gebaut werden. Der Widerstand aus der Bevölkerung und vor allem der Bauern war einfach zu gross, oder die benötigten Flächen wurden nicht angeboten.

Zurzeit sucht gerade der Kanton Solothurn Standorte für mögliche Treibhäuser – aktuell in Zuchwil. Allerdings gibt es auch dort bereits kritische Stimmen: «Es ist bei den Gewächshäusern ähnlich wie bei den Spielplätzen. Alle finden es eine tolle Idee, solange es nicht vor dem eigenen Haus steht», sagt der Projektleiter des Solothurner Amts für Landwirtschaft, Urs Kilchenmann.

Treibhäuser bleiben CO₂-Schleudern

Letztlich ist ein Treibhaus mit Abwärme zwar besser als eine fossile Heizung oder der Import von Gemüse aus Nordeuropa. Es bleibe aber ein Treibhaus, meint ETH-Forscherin Vanessa Burg. Damit meint sie: «Es braucht eine Beleuchtung, es braucht eine Infrastruktur und es braucht fossiles CO₂ für die Düngung.» Die beste Option wäre es laut Burg, ganz auf Treibhäuser zu verzichten und nur noch saisongerechtes Gemüse anzubauen.

Schweiz aktuell, 11.3.2025, 19 Uhr ; 

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