Es piepst und surrt im Stall von Jeanine und Roman Zimmermann. Der Entmistungsroboter kehrt gerade von seiner Tour zurück. Die Kiste auf Rädern, ungefähr zwei Heuballen breit, platziert sich über dem Güllenschacht, dockt an, lädt Kot ab. In einer Stunde wird der Roboter erneut Mist in sein Inneres schaufeln. Unbeachtet von den Kühen, die daneben seelenruhig weiterfressen.
Der Stall des Betriebsleiterpaars aus Merlischachen gilt in der Zentralschweiz als Musterbetrieb. Als Beispiel für einen Neubau, der den Stallgeruch dank baulicher Massnahmen an der Quelle erstickt und somit vor allem dafür sorgt, dass sich weniger Ammoniak verflüchtigt – ergo weniger Schadstoffe in die Luft entweichen.
Dass Zimmermanns die Ammoniak-Emmissionen ihres Hofes um bis zu 40 Prozent reduzieren konnten, haben sie dem Entmistungsroboter zu verdanken. Aber längst nicht nur: So ist beispielsweise auch der Boden leicht schräg. Mit dem Effekt, dass der Harn der Kühe rasch abfliesst. Und zwar in eine einbetonierte Röhre, eine sogenannte Harnsammelrinne, die direkt in die Jauchegrube führt.
Das ist entscheidend. «Wir gewinnen, wenn wir Kot und Harn schnell trennen können», sagt Erich von Ah vom Amt für Landwirtschaft des Kantons Schwyz beim Hofrundgang. Denn: Mischen sich die Stoffe, entweiche in den ersten zwei Stunden viel Ammoniak in die Luft.
18 Musterställe geplant
Von Ah hat Zimmermanns als Baucoach beraten. Insgesamt sollen in der Zentralschweiz zwölf solche Musterställe für Rindvieh und weitere sechs für Schweine entstehen. Quasi als Leuchtturmprojekte, die weitere Bauern animieren sollen, die Ammoniak-Problematik anzupacken.
94 Prozent der Ammoniak-Emissionen hierzulande stammen gemäss dem Bundesamt für Umwelt aus der Landwirtschaft. Hauptverursacherin: die Tierhaltung. Mit Massnahmen im Stall lässt sich ein bedeutender Teil der Emissionen reduzieren. Doch auch bei der Gülle gibt es Potenzial: abgedeckte Lager, der Einsatz von Schleppschläuchen statt Güllefässern.
«Bei der Lagerung bewegt man sich bereits jetzt auf einem guten Niveau, bei der Ausbringung von Gülle gibt es in der Schweizer Landwirtschaft sicher noch Luft nach oben», sagt Thomas Kupper von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften. Die nötige Sensibilität bei den Bauern sei vorhanden. Aber: Die Massnahmen zögen grössere Ausgaben nach sich. Und das sei eine Herausforderung.
Klima und Tierwohl profitieren
Baucoach Von Ah weiss, dass solche Mehrkosten abschrecken können. Oft sei auch Skepsis spürbar. Bauern fürchten, die schrägen Böden könnten für die Tiere ein Sturzrisiko darstellen. «Wenn man etwas Neues macht, gibt es immer mehr Gründe, etwas nicht zu machen.» Umso wichtiger sei es, das Tierwohl hervorzustreichen. Es gebe zwar durchaus Landwirte, die sich fürs Klima einsetzen wollen. «Aber wenn ich sie zusätzlich überzeugen kann, dass sie dabei auch etwas für die Klauengesundheit ihrer Tiere machen können, ist der Effekt besser.»
Roman Zimmermann erging es ähnlich. «Wir haben viel Geld investiert. Daher war es das Ziel, überall das Optimum herauszuholen.» Seine Kühe kämen seither viel sauberer daher. Und weil «das Flüssige» ablaufe, sieht man «keine einzige Gunte», also Pfütze, im Stall. Dafür habe er beim 1.3-Millionen-Neubau auch gewisse Mehrkosten in Kauf genommen und sich damit angefreundet, dass es seither im Stall nicht nur muht, sondern auch piepst und surrt.