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Weniger Tierquälerei Euter-Wahnsinn an Viehschauen wird eingedämmt

An Milchviehschauen steht es im Zentrum: Das Euter. Prallvoll und glänzend soll es die Jury beeindrucken. Dabei geht das Tierwohl mitunter vergessen: Melkintervalle werden unterbrochen, Zitzen verklebt, damit keine Milch auslaufen kann.

Das ist zwar bis zu einem gewissen Grad legal, doch es gibt Züchter, die zu weit gehen. An den Eutern bilden sich dann Ödeme, also Wassereinlagerungen, die für die Tiere äusserst schmerzhaft sein können. Immer wieder stehen Viehschauen deshalb öffentlich in der Kritik.

Alle Tiere werden kontrolliert

Ödeme im Euter lassen sich mit Ultraschall feststellen. Solche Kontrollen fanden an den grossen Schweizer Viehschauen bisher erst nach dem Wettbewerb statt und auch nur bei den Tieren auf den ersten Rängen.

Das ändert sich nun: Die Swiss Expo in Genf, die am 15. Januar beginnt, ist die erste Viehschau, an der sämtliche Tiere auf Ödeme kontrolliert werden müssen – und zwar vor dem Wettbewerb. Tiere, die positiv getestet werden, dürfen nicht am Wettbewerb teilnehmen und müssen unverzüglich gemolken werden.

Für das Reglement der grossen Schweizer Viehschauen verantwortlich ist die Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Rinderzüchter (ASR). Vorstandsmitglied Markus Gerber bestätigt die Änderung gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Wir wollen, dass jede Kuh im Ring frei ist von Euter-Ödemen.»

An der Europaschau im belgischen Libramont habe man das schon so gehandhabt. Und die Erfahrung dort habe gezeigt, dass es möglich sei, an einer solchen Schau alle Tiere zu kontrollieren. «Und wenn man das kann, soll man das auch tun», sagt Gerber.

Kuh in der Arena mit übergrossem Euter
Legende: Die prallen Euter gelten als Schönheitsideal, sind für die Tiere aber sehr schmerzhaft. Schweizer Tierschutz

«Sicher eine Verbesserung»

Beim Schweizer Tierschutz begrüsst man die Massnahme. «Es ist gut, dass nun jede Kuh kontrolliert wird, bevor sie in den Ring kommt», sagt Tierärztin Julika Fitzi. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei das ganz sicher eine Verbesserung.

Gleichzeitig weist die Tierschützerin darauf hin, dass auch die Kontrollen unmittelbar vor dem Wettbewerb eigentlich zu spät stattfinden: «Sie können ja ein Tier nur dann positiv testen, wenn sich bereits Ödeme gebildet haben.»

Für die Kuh werde es aber schon vier bis fünf Stunden vorher unangenehm, beziehungsweise schmerzhaft. «Daher müsste die Druckentlastung schon früher stattfinden. Dazu braucht es regelmässiges Melken oder es müsste zumindest auf das Verkleben der Zitzen verzichtet werden.»

Strikte Umsetzung gefordert

Insgesamt sei die Kontrolle aller Tiere vor dem Wettbewerb aber ein Schritt in die richtige Richtung, betont Julika Fitzi. Wichtig sei, dass das neue Reglement nun auch strikt umgesetzt wird. «Unsere Erfahrung zeigt, dass Züchter jeden Spielraum ausnutzen.»

Für die strikte Einhaltung der Regeln ist die ASR zuständig. Vorstandsmitglied Markus Gerber sagt, man werde die Ergebnisse der kommenden Viehschauen anschauen. «Und dann wird darüber diskutiert, ob die Massnahme griffig genug ist.»

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